Gastronomie-Betriebe mit Charme: Die Inhaber sind mit Leidenschaft am Werk, mögen gutes Essen und Geselligkeit.
Um die Geschichte hinter Restaurants und Kneipen zu erfahren, sind wir für Sie im Kreis Gütersloh unterwegs in Rheda-Wiedenbrück, Rietberg, Gütersloh, Verl, Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz.


Im Wald duftet es nach Kaffee

Das Alte Pfarrhaus in Halle-Hörste ist ein Kleinod. Ilka Bischoff schuf den Wohlfühlfaktor an historischem Ort. Umgeben von hochragenden Baumstämmen lauschen Wanderer dem Vogelgezwitscher, während sie Schritt für Schritt über den raschelnden Laubboden gehen. Dreißig Minuten Fußweg vom Wasserschloss Tatenhausen entfernt entfaltet sich in einer Lichtung eine malerische Szenerie. Eine sandfarbene Kirchenfassade und ein senfgelbes Fachwerkhaus präsentieren sich im barocken, und dennoch schlichten Baustil. Dort steht ein weiteres 1849 errichtetes Gebäude: das Alte Pfarrhaus von Stockkämpen im Haller Ortsteil Hörste. Einst von Geistlichen bewohnt, weht heute der Duft von frischem Kaffee und Kuchen durch die historischen Mauern. Ilka Bischoff, eine ehemalige Bielefelderin, mietet seit 2019 das Alte Pfarrhaus und hat es in ein einladendes Café verwandelt.

Die Geschichte der kirchlichen Anlage um das Café reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Die Reformation prägte seinerzeit als religiöse Erneuerungsbewegung Deutschland und mündete schließlich in die Gründung der evangelischen Kirche. Katholische Familien wie Korff-Schmiesing (Schloss Tatenhausen) und Wendt (Schloss Holtfeld) errichteten zu der Zeit zwischen ihren Anwesen eine Kirche, ein Schulhaus und eine Kapelle. Bis heute finden Gottesdienste in der Kirche statt. Der Friedhof mit seinem Mausoleum birgt zudem historisch bedeutsame Grabmäler. Eingebettet von zahlreichen Bäumen erweckt das gesamte Kirchengelände den Eindruck wie in einem Märchen.

Für Bischoff begann die Geschichte des Cafés, als sie bei der Zeitungslektüre am Wochenende auf eine Immobilienanzeige des Alten Pfarrhauses stieß. Eine genaue Ortsangabe gab es nicht, nur ein Bild des Hauses und den Hinweis „Mitten im Wald in der Nähe von Hörste“. „Ich habe sofort versucht, auf Google Earth das Gebäude zu finden“, erzählt die 56-Jährige. Und es gelang. Gemeinsam mit Freunden fuhr Bischoff damals los, um sich das Objekt vor Ort anzusehen. „Ich war direkt verliebt“, schwärmt sie. „Kaum ausgestiegen, konnte ich die ruhige und idyllische Atmosphäre genießen.“ Sie wusste innerhalb weniger Minuten: „Das passt“. Die Kirchengemeinde Stockkämpen, in deren Besitz das Anwesen ist, war ebenso schnell überzeugt. Eine Weile später erfolgte die Eröffnung des Cafés am 1. Mai 2019.

Heute backt Bischoff Kuchen und Torten – besonders beliebt seien die Trümmertorte mit Erdbeeren und der Pastinakenkuchen – und eigenes Brot, bereitet Linsen-Curry zu und bietet verschiedene andere hausgemachte Kleinigkeiten an. Was auf der Speisekarte steht, ist saisonabhängig. Es gibt außerdem Kaffee- und Teespezialitäten, hausgemachte Limonaden und alkoholische Getränke. Es wirkt, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Dabei hatte die 56-jährige Inhaberin ein paar Jahre zuvor einen ganz anderen beruflichen Schwerpunkt. Sie studierte Wirtschaftsinformatik in Norddeutschland.

Das Alte Pfarrhaus bot die Möglichkeit, ihre Ideen für ein Café, die sie während ihrer Arbeit in der IT oft hatte, zu verwirklichen. Heute präsentiert Bischoff mit Stolz, was sie geschaffen hat: Öffnet man die hohen, weißen, verschnörkelten Türen, sieht man einen hellen Eingangsbereich mit hoher Decke. Der Boden besteht aus schwarz-weißen Fliesen, die an ein Schachbrett erinnern. Links steht eine alte Musikbox aus den 1950ern. Im Gastraum schaffen Tische und Stühle mit warmem Holz eine behagliche Atmosphäre. Eine alte Steinwand mit Holzdielen steht mitten im Raum, und schaut der Gast geradeaus durch das Fenster, sieht er durch eine weiße Holztür in den großzügigen Pfarrgarten mit der großen Terrasse, auf der bei schönem Wetter der Biergarten betrieben wird. An den Wänden der Gasträume hängen Gemälde. Alljährlich stellen Künstler ihre Werke in Bischoffs Café aus. Abgesehen von dem Alltagsgeschäft stellt Bischoff das Alte Pfarrhaus für Veranstaltungen zur Verfügung und richtet unter anderem mehrmals im Jahr auch Menüabende aus.

Café Altes Pfarrhaus
Eichenweg 27, 33790 Halle (Westfalen)
Mobil: 0178 8454083
E-Mail: info@cafe-altes-pfarrhaus.de

Öffnungszeiten:
Von März bis Dezember:
Samstag 14 bis 22 Uhr
Sonntag 12 bis 19 Uhr

Text und Bilder: Lara Tecklenborg


Für eine Geschichte in den Hühnerstall

Inmitten von Wiesen, umgeben von Bauernhöfen und Feldern, begleitet vom sanften Plätschern der Lutter, liegt das Café im Hühnerstall. Am Rand von Marienfeld offenbart sich ein Stück Landleben, das aus der Zeit gefallen scheint. Seit 2011 betreiben Katrin Magnus-Schürmann (58) und Josef Schürmann (59) das charmante Café, das sich unmittelbar neben dem Heimatmuseum von Marienfeld befindet. Das Paar schickt ihre Gäste während des Kaffeeschlürfens und Kuchenessens auf eine Zeitreise. Bereits beim Betreten des urigen Cafés reist der Gast ein paar Jahrzehnte mental zurück. Die Auswahl an Blickfängen könnte kaum größer sein.

Verschiedene Holzstühle mit Polstern aus Samt, bestickt oder mit Kissen und einzigartigen Verzierungen, Ölgemälde, eine Sammlung an Stickbildern, Schallplatten von Klassik bis Rock, Bücher, Kissen, Sofas, alte Kostüme, verzierte Schränke, bunte Teller, Teekannen, Tassen, Blumen und vieles mehr schmücken das Ambiente des Lokals. „Ich liebe das Traditionelle“, gesteht Katrin Magnus-Schürmann mit einem Lächeln. „In alten Sachen ist Leben. Sie erzählen eine Geschichte.“ Ihr gefällt die Fülle, die das Café ausstrahlt. „Unsere Gäste haben hier etwas zu schauen. Es wird nie langweilig.“ Das kleine Haus inmitten von Grün ist aktuell kein Hühnerstall mehr. Der Name ist heute noch Programm: Hühner haben sich in zahlreichen Ecken des Lokals versteckt: im Regal, auf dem Tisch oder draußen auf der Wiese. Allerdings gackern sie nicht mehr, denn sie sind aus Porzellan, Ton, Stoff oder Rost. „Das Gackern übernehmen jetzt unsere Gäste“, sagt Magnus-Schürmann schmunzelnd.

Die Inneneinrichtung besteht aus Leihgaben und Ausstellungsstücke aus dem benachbarten Museum. Als Beispiele dienen eine mit Delfter Porzellan bestückte Vitrine aus dem 18. Jahrhundert und ein gemütliches „Liebessofa“. Auch Gäste haben mit ihren Geschenken zu Dekoration und Ausstattung beigetragen.

Das Bestaunen der Bilder an den Wänden und der Sammeltassen kann hungrig machen. Magnus-Schürmann backt eine großzügige Auswahl an Kuchen. So gibt es mal Eierlikörkuchen, mal Mohn-Schmand-Kuchen, mal Apfel-Sahne-Kuchen oder Bienenstich, der zurzeit der Renner ist. Die Rezepte scheinen den Gästen zu schmecken. Magnus-Schürmann erzählt: „Ich werde oft gefragt: Der Kuchen schmeckt so gut, wie macht ihr das?“ Ihre Antwort darauf ist stets: „Mit ganz viel Liebe und noch mehr Butter.“ Die Zutaten sind frisch aus der Region. „Ich kaufe die Eier bei dem umliegenden Bauern“, sagt Josef Schürmann. „Auch die Wurst für das Frühstück und die Milch für den Kaffee und Kakao werden regional eingekauft.“

Das Hauptgeschäft sei das Frühstück. In Büfettform bereitet das Paar Leckereien für einen idealen Start in den Tag vor, darunter Rührei, Speck, Tomaten-Mozzarella-Salat, eine Fischplatte, Marmeladen und verschiedene Brote. Eine Speisekarte gibt es in dem Lokal nicht. „Wir bieten das an, was wir gerade im Kühlschrank haben.“ Bei Veranstaltungen sucht Magnus-Schürmann im Vorfeld das Gespräch mit den Kunden, um die Wünsche zu erfüllen. Die Getränkeauswahl reicht von Kaffee und Kakao bis zu Limo und Aperol Spritz.

Magnus-Schürmann ist stolz auf das, was sie gemeinsam mit ihrem Mann in den vergangenen zwölf Jahren geschaffen hat. „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen“, betont sie und fragt im selben Zuge ihren Mann: „Macht es dir denn auch noch Spaß, Josef?“ Der Schlosser nickt zufrieden und sagt: „Definitiv!“

Café im Hühnerstall
Lutterstrang 30, 33428 Harsewinkel
Telefon: 05241/340175
E-Mail: info@cafe-huehnerstall.de
Internet: www.cafe-huehnerstall.de

Öffnungszeiten:
Sommer (Mai bis Ende September):
Samstag 14 bis 18 Uhr, Sonntag 13 bis 18 Uhr
Winter (Oktober bis Ende April):
Sonntag 13 bis 18 Uhr
Ab zehn Personen Frühstück mit Anmeldung.

Text und Fotos: Lara Tecklenborg


Westfälische Küche im rustikalen Hexenhaus

In der idyllischen Patthorst im ostwestfälischen Steinhagen steht ein Hexenhaus. Obwohl es nicht aus Kuchen und Zucker besteht, fasziniert das Fachwerkhaus aus Sandstein und animiert jedes Wochenende zahlreiche Gäste zu einem Besuch. Seit 15 Jahren betreibt Eckhard Brinkmann das Kaffee Hexenbrink. Hier trifft rustikaler Stil auf gemütliches Ambiente – beim Betreten der großzügigen Räumlichkeiten blicken Besucher in die Augen von dekorativen Miniatur-Hexen, die an den Wänden auf ihren Besen verharren. Was es mit dem magischen Motto auf sich hat? Das weiß Eckhard Brinkmann auch nicht genau. „Möglicherweise haben sich hier in der Vergangenheit Hexenverbrennungen zugetragen“, sagt der Cafébetreiber mit einem Schmunzeln. Dass ein Sandberg in der unmittelbaren Nähe einst die Bezeichnung Hexenbrink trug, sei jedoch kein Märchen.

Zwar begegnet den Gästen im Café die ein oder andere Magierin, die Giebel und Fensterbänke zieren, doch verhext ist das kulinarische Angebot keinesfalls. Statt in Kesseln wird fleißig in den Kochtöpfen gerührt und anstelle von Zaubertränken wird frisch gezapftes Bier kredenzt. Westfälische Spezialitäten treffen auf altbewährte Klassiker. „Sonntags bieten wir ein Frühstücksbüfett an“, sagt Brinkmann. „Ansonsten haben wir selbst gebackene Kuchen und Torten.“ Seine Frau ist gelernte Konditorin und backt jede Leckerei mit viel Leidenschaft. Besonders der Stachelbeer-Baiser-Kuchen habe viele Gäste überzeugt. Doch nicht nur der süße Zahn wird befriedigt, auch deftige Hausmannskost steht auf der Speisekarte. Von Hamburgern, Schnitzeln – selbstverständlich handgeklopft –, Bratkartoffeln mit Würstchen oder Schweinemedaillons. „Was immer gut läuft, ist der westfälische Kastenpickert“, sagt der Betreiber. Zubereitet werden die Gaumenfreuden von einem alten Freund von Brinkmann. Zehn Jahre war der Koch Klaus Lukarsch im Paulaner-Keller des Kempinski-Hotels in Peking Küchenchef. Auch in Singapur schwang er den Kochlöffel, bis es ihn zurück in die ostwestfälische Heimat zog und er nun die Gäste des Kaffees Hexenbrink mit seinen Kochkünsten beglückt.

Viele Zutaten stammen direkt vom eigenen Feld, das sich hinter dem Hof erstreckt. Für die Ernte und Pflege der Pflanzen ist Eckhard Brinkmanns Schwester zuständig. Silke Brinkmann wacht über die Gemüse- und Obstvielfalt und kümmert sich um den saisonalen Ertrag der Kürbisse, Zucchini, Salatköpfe, Kräuter und Kohlrabi. Bei den Brinkmanns wächst und gedeiht eine bunte Vielfalt. „Aber immer nur in der Saison, versteht sich“, sagt die Gärtnerin. „Im Herbst habe ich Pflaumen, Äpfel und Birnen.“ Dieses Jahr werde die Ernte gut ausfallen, sagt Silke Brinkmann mit Zuversicht. „Jetzt fängt die Blüte an und die nächsten zehn Tage gibt es keinen Frost.“ Gute Voraussetzungen für die Köstlichkeiten, die aus der Ernte im Café entstehen werden.

In ihrem Hofladen, der sich direkt gegenüber vom Café befindet, bietet die gelernte Floristin zahlreiche Produkte an. Kränze aus Trockenblumen zieren die Wände, Honiggläser stapeln sich pyramidenförmig auf den Tischen und eingemachtes Gemüse lädt dazu ein, probiert zu werden. Bunte Farben, Lichtelemente und glänzende Dekoration machen den Besuch zu einem besonderen Erlebnis. „Mein Hofladen ist ein beliebtes Fotomotiv“, sagt Silke Brinkmann, die Freude darüber ist kaum zu überhören.

Im Kaffee Hexenbrink wird trockenen Kehlen Abhilfe geschaffen. „Wir bieten den Original-Hexentrunk an“, sagt Eckhard Brinkmann über sein Getränkeangebot. Dabei handelt es sich um einen dunklen Kräuterlikör. Brinkmann zieht eine weitere Flasche aus dem Regal. „Das ist Patthorster Waldgeist und nur etwas für Profis.“ Der hochprozentige Ingwerschnaps stamme von Dreesbeimdieke in Isselhorst. Besonders stolz ist der Gastgeber auf sein Bier, für dessen Beschaffung keine Kosten und Mühen gescheut werden. Das Kreuzberger Klosterbier holt Brinkmann eigens von dem 928 Meter hohen Kreuzberg in der Rhön.

Das Café hat das ganze Jahr geöffnet. Im Winter knistert das Feuer im Kamin, im Sommer kann die Sonne im Biergarten genossen werden.

Kaffee Hexenbrink
Patthorster Straße 93
33803 Steinhagen
Telefon: 05204 995768
E-Mail: hexenbrink@gmx.de
Internet: www.kaffeehexenbrink.de

Öffnungszeiten: Das Kaffee Hexenbrink serviert (nach Anmeldung) sonntags von 10 bis 12.30 Uhr ein großes Bauernfrühstücksbüfett. Die regulären Öffnungszeiten sind freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags von 14 bis 20 Uhr und sonntags von 10 bis 20 Uhr. Kaffee Hexenbrink hat außerdem an Feiertagen von 12 bis 20 Uhr geöffnet. Der Hofladen hat freitags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 17 Uhr, sowie sonntags von 11.30 bis 16.30 Uhr.

Text und Fotos: Betty Roggenkamp


Am Tresen beginnt die Zeitreise

Theodoros Sargiannidis zeigt das Innenleben der Kult-Gaststätte. In der „Alten Heuwaage“ in Gütersloh wird seit 182 Jahren eingeschenkt.

Beim Eintritt in die „Alte Heuwaage“ steigt dem Gast leicht der Geruch von altem Holz in die Nase. Er findet in dem alten Fachwerkhaus eine angenehme Zimmertemperatur vor. Links vom Eingang liegt ein Raum, der Wohnzimmer genannt wird, in dem zwei große Tische für größere Gruppen zur Verfügung stehen. Geradeaus führt der Weg zu den Toiletten, auf selber Höhe im hinteren Bereich laden Stehtische und eine Dartscheibe zum Verweilen ein. Und rechts befindet sich das Herzstück der Gaststätte: der Thekenbereich.
Viele Lichter sind zwar an, es wirkt kneipentypisch, aber dunkel und düster. Genau darin liegt eben der Charme. An einem der hellsten Orte in dem etwa 80 Quadratmeter großen Innenbereich sitzt Theodoros Sargiannidis bei einem Glas Wasser auf einem alten Barhocker. Theo, wie er von seinen Gästen genannt wird, ist seit 2016 Inhaber der „Alten Heuwaage“. Zuvor hatte der Gütersloher Kultkneiper Eckhard Fischer-Fürstenau die Gaststätte geleitet, ehe er mit 59 Jahren nach einer Krankheit verstarb. „Er begann hier 1981 zu arbeiten und hat die Kneipe ein paar Jahre später übernommen“, sagt Sargiannidis. Der heute 46-Jährige war zu der Zeit selbst regelmäßiger Besucher der Heuwaage. „Ecki“ ist vor allem dafür verantwortlich, wie die Kneipe heute aussieht.
„Außer ein paar notwendigen Sanierungsarbeiten ist hier alles so wie früher“, stellt der engagierte Wirt Sargiannidis fest. Kühleinrichtungen, Sanitäranlagen und das ein oder andere technische Gerät wurden ersetzt. Nicht aber diejenigen Elemente, die die Atmosphäre in der Heuwaage ausmachen – das sei genau so gewollt gewesen. Der Sound, vornehmlich Klassiker der 1970er- und 1980er-Jahre, ist unverändert geblieben, das Innenleben der Kneipe auch.
In einer Ecke platziert ist ein Wagenrad aus Holz. Es symbolisiert die Geschichte des denkmalgeschützten Gebäudes. „Das Haus soll von 1820 sein, seit 182 Jahren soll es eine Kneipe beherbergen“, erwähnt Sargiannidis. Früher wurde hier Heu gewogen. Das erklärt den Kneipennamen.
Der Gast wird heute gefühlt 50 Jahre zurückgesetzt. Die Dartscheibe ist zwar neu und elektrisch, die klingelnden Spielautomaten verleiben sich Euro statt D-Mark ein. Aber beim Rundgang durch das Gasthaus fällt auf, dass es auch ein Museum sein könnte. Alte Straßenschilder pflastern die Wände: von der Goetheallee und in Erinnerung an den Vorbesitzer bis zum Eckardtsweg. In der Ecke des Thekenbereichs ein Schild, das ironisch auf eine „Irrenanstalt“ hinweist.
„Vom Etablissement her könnte das hier auch eine Kiezkneipe sein“, vergleicht Stammgast Jens. Hier duzt man sich. Seit „unzähligen Jahren gastiere ich in der Heuwaage“, gesteht er. „Solche urigen Kneipen sind in der Region kaum noch zu finden.“
Sargiannidis kann auf drei Mitarbeitende zurückgreifen, darunter Alina Breutmann, die den Gästen gerade König Pilsener serviert. Er steht selbst am Freitag und Samstag hinter der Theke. Denn nebenan betreibt der gelernte Gastronom das griechische Restaurant „Ellina-diko“ und kocht dort. Ein Glücksgriff für ihn, weil die Wege kurz sind, um beide Gaststätten zu betreiben. Für die Kneipe ohne Küche ist es eine Bereicherung. Das Essen – von Schnitzel, über Gyros mit Pommes und anderen Fleischspezialitäten – wird in der Heuwaage geordert, ein Haus weiter zubereitet und in der Heuwaage serviert.

Theodoros Sargiannidis
Unter den Ulmen 4, 33330 Gütersloh
Telefon: 05241/2232888, Mobil: 0160/8227728
Internet: www.alte-heuwaage.de
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag ab 17 Uhr

Text und Fotos: Noah Wedel


Von der kleinen Kneipe zur großen Gaststätte

Von einer kleinen Kneipe mit Tankstelle zur Gaststätte mit Saal, Biergarten und Kegelbahn - die Gaststätte Falke in Harsewinkel hat eine erstaunliche
Wandlung vollzogen. Seit mehr als 50 Jahren ist sie in Familienhand.

Fast etwas unscheinbar wirkt die Gaststätte Falke von außen, gelegen am Rand von einem Industrie-Mischgebiet in Harsewinkel. Der Eindruck ändert sich jedoch, sobald man durch die Eingangstür tritt. Alle Blicke werden sofort von den Wänden angezogen. Es bietet sich ein Anblick, der sicherlich schon einige Augen zum Staunen gebracht hat. Zu sehen sind Malereien, die das Städtchen Harsewinkel zeigen, wie es früher aussah. Die Bilder sind das Markenzeichen der Gaststätte. Was genau dahintersteckt, das wird Inhaber Hans-Joachim „Jochen“ Falke später erklären.

Erst als der Betrachter all die Kunstwerke auf sich hat wirken lassen, bemerkt er, was das Lokal sonst alles zu bieten hat. Direkt in der Mitte vor der Theke steht ein – wenn auch nicht ganz echter – Baum, der eine natürliche Atmosphäre schafft. Zur linken Hand geht es in einen großen Saal. Hier sind die Wände mit Sprüchen verziert, im gleichen Stil wie im Thekenbereich. In der Ecke hat der Saal seine eigene kleine Theke. Zurück durch den Hauptraum geht es nach hinten zu zwei Kegelbahnen und nach draußen in den Biergarten, wo das angenehme Plätschern des Bachs, der sich zwischen Tischen und Stühlen hindurchschlängelt, zu hören ist.

Die Gaststätte Falke hat eine Entwicklung hingelegt, mit der wohl wahrlich nicht jeder gerechnet hätte. Waltraud Falke eröffnete im Jahr 1970 eine kleine Gaststube am Westfalendamm in Harsewinkel, dazu eine kleine Tankstelle. Die gibt es inzwischen nicht mehr – statt der Autos kommen heute nur noch Menschen zum „Tanken“ zu den Falkes. Doch nicht nur das. Das Familienunternehmen hat die Gaststätte in den vergangenen 50 Jahren vielfach erweitert: Um einen großen Saal, in dem viele rauschende Feste gefeiert wurden, einen einladenden Biergarten, in dem man im Sommer frische Kaltgetränke genießen kann, und zwei Kegelbahnen, die von etlichen Clubs bespielt werden.

All das zieht ein bunt gemischtes Publikum in die Gaststätte – für Jochen Falke macht das den besonderen Reiz seines Lokals aus. Da sind die zahlreichen Vereine, die regelmäßig einkehren. Zu den weiteren Stammgästen gehören sowohl der Arbeiter, der im Blaumann sein Bier und sein frisch zubereitetes Schnitzel genießt, als auch der Anzugträger.

 

Gaststätte Falke
Westfalendamm 2, 33428 Harsewinkel
Telefon: 05247 2451
Internet: www.gaststätte-falke-harsewinkel.de
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 11 bis 14 Uhr und 17 bis 24 Uhr

 

Text: Andi Kleinemeier, Fotos: Hubert Kemper

An dieser Theke sind Ritter zu Hause

Munteres Rätselraten beim Kneipenquiz, Doppelkopfrunden mit Gästen aus Süddeutschland und Ausnahmezustand zu Karneval - in der Gaststätte Zum alten Graf in Rietberg sprudelt es vor Lebendigkeit.

Der alte Graf ist für Rietberger ein Symbol ihrer Heimat. In der Gaststätte wurden Vereine gegründet und rauschende Feste gefeiert. Das im 18. Jahrhundert erbaute Haus steht für Traditionspflege. Mark Brockschnieder und seine Ehefrau Bianka haben den Gasthof 2009 übernommen. „An Gastronomie hatte ich auch vorher Spaß“, sagt Mark Brockschnieder. Er arbeitete zuvor bereits in der Branche. Von April bis August wurden die Räumlichkeiten einem umfangreichen Umbau und einer intensiven Renovierung unterzogen. Um den ursprünglichen Charme des Hauses zu erhalten, richteten die Brockschnieders die frisch restaurierte Gaststätte wieder genau in dem Stil ein, den die Stammkunden unter den Kneipengängern kennen.

Das gewisse Etwas erhält die Einrichtung durch die vielen Verweise auf den Grafen. Im Eingang begrüßt eine Ritterfigur aus Metall die Besucher. Die Lampen über den Tischen sind aus historisch anmutenden Ritterhelmen gefertigt. „Für die Optik haben wir diese zum Teil rostig gemacht“, berichtet Mark Brockschnieder. Eine Besonderheit ist auch der eigene Kräuterschnaps, der den Hausnamen „Alter Graf“ trägt.

Geprägt wird der alte Graf von den zahlreichen Vereinen, die die Gaststätte für ihre Aktivitäten nutzen. Da ist die Doppelkopfrunde, die sich seit 40 Jahren trifft und zu der einer aus der Runde extra aus Süddeutschland anreist. Sport-, Schützen- und der Taubenzuchtverein zählen dazu – und selbstverständlich die Karnevalisten. Die Jeckenzeit gehört zum Alten Graf wie das Glas-Bier-Geschäft. Die Überbleibsel der feuchtfröhlichen Feierlichkeiten zeigen sich am nächsten Tag. EC-Karten, Perücken, Kostüme haben den Weg mit ihren Besitzern aus der Gaststätte nicht herausgefunden. „Über das ganze Jahr bleibt vielleicht mal ein Regenschirm liegen – nach Karneval ein halber Kostümverleih“, sagt Bianka Brockschnieder mit einem Augenzwinkern.

Besonders beliebt ist das Kneipenquiz, das alle zwei bis drei Monate im Wirtshaus stattfand. Zurzeit setzt die Veranstaltung coronabedingt aus. Wenn die Pandemie es zulässt, sollen die Rätselabende wieder fest ins Programm aufgenommen werden.

 

Zum alten Graf
Rathausstraße 12, 33397 Rietberg
Telefon: 05244 8862
E-Mail: info@zum-alten-graf.de
Internet: www.zum-alten-graf.de
Öffnungszeiten:
Donnerstag bis Montag ab 17 Uhr

 

Text: Andi Kleinemeier, Fotos: Hubert Kemper


Gastfreundschaft in vierter Generation

 „Gastlichkeit im Grünen“: So lautet das Motto der Gaststätte Hesse in Rietberg-Varensell. Dass dieses Motto passt, macht sich schon bei der Anfahrt bemerkbar. Außerhalb des kleinen Dorfs Varensell gelegen, geht es vorbei an Feldern und Wiesen, um zu der Lokalität in der Schulstraße zu gelangen. Auch das Gasthaus selbst ist von Grün umgeben. Vor dem Haus thront ein mächtiger Kastanienbaum. Über hundert Jahre ist er bereits alt – die Kastanie wurde gepflanzt, als Familie Hesse die Gaststätte übernahm

Die Tradition der Gaststätte Hesse ist beim Betreten sofort spürbar. Der Schankraum ist rustikal und strahlt gleichzeitig großen Charme aus. Beim Eintritt durch die Schwingtüren fallen zunächst die vielen Schilder an den Wänden ins Auge – von Maggi, Biermarken, Irish Whiskey, ein Straßenschild des Champs-Élysées. Und etliche Lebensweisheiten. „Wer trinkt, hilft der Landwirtschaft.“

In der Gaststätte begrüßt Inhaber Konrad Hesse, von allen nur Conny genannt, die Gäste. Seine Großmutter Ida Frickenstein erbte das Anwesen von den Brüdern Wiehenpeter. Sie heiratete Heinrich Hesse, der 1919 auf seinen Namen eine Schankkonzession beantragte. Seit dem Sommer 1920 trägt die Gastwirtschaft den Namen Hesse.

Heinrich Hesse riss Anfang der 1920er-Jahre das alte Haus ab und errichtete die Gaststätte neu. „Der Charakter von damals ist aber heute noch vorhanden“, betont Conny Hesse. Im Jahr 1953 übernahm Konrad Hesse senior die Gaststätte. 1989 erbte Sohn Konrad junior das Lokal. Seitdem betreibt er es zusammen mit seiner Frau Ruth, die selbst von Haus aus Gastwirtin ist. Sie ist für die Küche zuständig, während er sich um Service und die Theke kümmert.

„Nach der Übernahme haben wir die Örtlichkeiten erweitert“, berichtet Conny Hesse. Mit dem Gesellschaftsraum, der Feierscheune und „Connys Biergarten“ entstand die Gaststätte, wie sie heute ihre Gäste willkommen heißt. Schränke und Türen im Schankraum, Truhen und Waagen auf den Gängen – „Vieles ist trotz Renovierungen noch so, wie es vor 100 Jahren war“, sagt Hesse.

Wenn auch coronabedingt in etwas abgeschwächter Form, feierte die Gaststätte im vergangenen Jahr ihr 100-jähriges Bestehen in der Generation Hesse. Mit Johannes Hesse, einem der vier Söhne, steht nun bereits die vierte Generation bereit, den Betrieb zu übernehmen. In Soest machte er seine Ausbildung zum Brauer und Mälzer. In Ulm hat er im vergangenen Jahr seinen Brau- und Malzmeister gemacht.

Die Gäste an der Schulstraße in Varensell können bereits in den Genuss des hauseigenen Biers von Johannes Hesse kommen. „Sommerwieß“ hat er die Sorte getauft. „Das Bier wird nach meinem eigenen Rezept hergestellt, gebraut wird es in meinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb Brauhaus Zwiebel in Soest“, erläutert der Junior. Abgefüllt wird es nach sechs Wochen Reifezeit. „Das Sommerwieß ist naturtrüb und unfiltriert“, erklärt Johannes Hesse. Das Wieß ist eine alte Biersorte, aus der das heutige Kölsch hervorging.

Die Speisekarte in der Gaststätte Hesse zeichnet sich durch ihre gutbürgerliche Küche und ihre westfälischen Spezialitäten aus. Zu denen gehören Mehlpfannkuchen mit Apfelmus, Speckpfannkuchen oder Mettwurstpfannkuchen mit einem Blattsalat mit Sahnedressing, gebratene Blut- und Leberwurst mit Bratkartoffeln und Apfelmus, Bratkartoffeln mit Spiegeleiern oder eine Hausmacher Sülze mit Remouladensoße und Gewürzgurke, dazu Bratkartoffeln und eine Salatbeilage.

„Auch die Klassiker, wie Schnitzel, haben wir selbstverständlich im Angebot“, sagt Conny Hesse. Zudem gibt es weitere Grillgerichte wie Rumpsteaks oder einen Grillteller mit Steaks, Nürnberger Bratwürstchen und gebratenem Speck. Aber auch Suppen oder etwas für den kleinen Hunger finden sich auf der Speisekarte:

Gaststätte Hesse
Schulstraße 80, 33397 Rietberg
Telefon: 05244 2900
E-Mail: info@gaststaette-hesse.de
Internet: www.gaststaette-hesse.de

Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag 15 bis 22 Uhr, Mittwoch 11 bis 13 und 15 bis 22 Uhr, Freitag 15 bis 24 Uhr, Samstag 10 bis 24 Uhr, Sonntag 10 bis 22 Uhr, Dienstag Ruhetag; Urlaub vom 6. bis 21. September

Text: Andi Kleinemeier, Fotos: Hubert Kemper


Wirtshaus mit Kultcharakter

Betritt man das Gasthaus 1643 an der Rathausstraße in Rietberg, wird einem sofort das Motto deutlich: „einfach besonders“. In dem großen Fachwerkhaus treffen quietschbunte Polstermöbel auf knorrige Dachbalken und ein großer, roter Kronleuchter auf rustikalen Wirtshauscharme.

Familie Strunz aus Delbrück hat das ehemalige Ackerbürgerhaus 2009 übernommen und es mit viel Liebe zum Detail zum Lifestyle-Wirtshaus umgestaltet. „Die Umbauphase dauerte ganze vier Jahre“, erklärt Fabian Kraienhorst. Der 26-Jährige ist Restaurantleiter des Gastronomiebetriebs.

Von der Bar aus lässt sich der große Gastraum überblicken, der sich auf zwei Etagen erstreckt. Obwohl der Grundriss des Hauses recht offen gestaltet ist, lassen sich einzelne Bereiche abteilen. In jedem davon gibt es ein eigenes Thema, das sich harmonisch in das Gesamtkonzept des 1643 einfindet. Ob die alte Rentmeisterkammer mit edlem Retrochic und original erhaltenem Deckenputz von 1643 oder der Fuchsbau mit Holzdekor – Gruppen von bis zu 30 Leuten finden in den einzelnen Räumen Platz.

Über den riesigen Gemälden zwischen den Fenstern sind in die Dachbalken des Saals die Namen der Inhaber eingeschnitzt worden. „Klaus und Victoria Strunz“ steht dort in großen Lettern. Ein Pendant zu den ehemaligen Besitzern des Hauses, die ebenfalls in Holz verewigt sind.

Die Büste von Rentmeister Kahle am Treppenaufgang im ersten Raum erinnert an die Zeit, in der das Haus errichtet wurde. Das damals hochherrschaftliche Haus hatte außer dem Rentmeister viele weitere Besitzer. In den 1950er-Jahren übernahm Konrad Koch das Haus. Er baute es um zu einer Gastwirtschaft. Gleichzeitig verkaufte er dort Lebensmittel und betrieb eine Schlacht- und Wursterei. Die zweite Büste am Treppenaufgang ziert sein Gesicht.

Die Zielgruppe des 1643 ist nicht klar definiert, erklärt der Gastronom: „Hier trifft die ältere auf die jüngere Generation. Familien treffen auf Vereine, sowie Junggesellenabschiede auf Hochzeitsfeiern – das Spektrum ist breit gefächert.“ Der Blick in die Speisekarte verrät das Geheimnis, wie man es schafft, derart viele Geschmäcker zu treffen: Burger, Pizza, Hausmannskost, asiatische Speisen – von deftig bis edel, alles ist dabei.

Doch ist es nicht unmöglich, eine derart vielfältige Karte auf hohem Niveau umzusetzen? „Nein, ganz und gar nicht“, beteuert Anan Narat. Der 30-jährige Küchenchef ist der Kopf des sechsköpfigen Kochteams und kulinarischer Tausendsassa des Hauses. Seit 2019 steht er am Herd in der rot gefliesten Küche. Zuvor hat der gelernte Koch in rund 16 Ländern die Kelle geschwungen. Das färbt auf die Karte ab. „Das Rezept unseres Cheesecakes habe ich beispielsweise aus New York mitgebracht“, erinnert er sich.

In Ecuador lernte er schmackhafte Steaks und feurige Salsa zuzubereiten. Ideengeber für seine asiatischen Gerichte sei ganz klar seine Großmutter, sagt Narat. Doch sein Herz schlägt besonders für die traditionelle deutsche Küche: „Mir gefällt es, Gerichte wie Rouladen neu zu interpretieren.“

Pizzen wie beim Edelitaliener, die gibt es ebenfalls im 1643. Damit es klappt, den Teig gekonnt durch die Luft zu wirbeln, haben die Mitarbeiter die Kunst von einem ehemaligen Europameister im Pizzabacken gelernt. Pascal Szczeniak weiß, warum der „Teigwurf“ kein Humbug ist: „Dabei wird der Teig in der Mitte schön dünn und der Rand gleichmäßig rund.“ Unbeobachtet bleibt seine kulinarische Showeinlage nicht. Durch eine orangefarbene Plexiglasscheibe können Gäste vom Restaurant aus einen Blick in die Küche erhaschen.

1643 – Lifestyle-Wirtshaus
Rathausstraße 35, 33397 Rietberg
Telefon: 05244 9759397
E-Mail: info@1643-rietberg.de
Internet: www.1643-rietberg.de

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag ab 17 Uhr, Sonn- und Feiertage ab 11.30 Uhr;
Küche: Dienstag bis Samstag 17.30 Uhr bis 21.30 Uhr, Sonn- und Feiertage 12 bis 14 Uhr und 17 bis 21 Uhr

Text: Jana Sobolewski, Fotos: Hubert Kemper


Wandel vom Imbiss zur gehobenen Küche

In den 1980er-Jahren war der Pommes-Automat der kulinarische Höhepunkt für die Gäste, heute erwartet sie im Gasthaus Eichenhof am Feldmarksee in Sassenberg gehobenere Küche.

Desserts? Die sucht man auf der Karte vom Gasthaus Eichenhof am Feldmarksee in Sassenberg vergeblich. „Von unseren Gerichten wird man mehr als satt“, erklärt Inhaber Paul Schulze Westhoff. „Wir hatten mal Desserts auf der Karte, die wurden aber kaum bestellt. Viele haben mir gesagt, sie würden gerne noch eins essen, aber sie seien einfach schon satt.“ Der 57-Jährige lacht. Nicht ohne Stolz darf er behaupten, aus dem ehemaligen Imbiss mit Pommes-Automaten und der mehr als 350 Jahre alten Hofstelle ein Restaurant mit gehobener Küche geschaffen zu haben.

Betritt man das Gasthaus, fällt zur linken Seite, noch vor der Theke, eine gemütliche Sitzecke ins Auge – der Lieblingsplatz von Schulze Westhoff. An den Wänden hängen alte Bilder, einige in Schwarz-Weiß. Vorm Kopfende des Tisches hängt ein großes Porträt. Es zeigt Josef Ostlinning, Schulze Westhoffs Großvater, der einst den Hof betrieben hat. Etwa 60 Gäste finden im Gasthaus Platz, auf der Terrasse gibt es ebenso viele Sitzplätze.  Für Veranstaltungen gibt es direkt gegenüber in der alten Scheune einen kleinen Raum, der für 40 bis 50 Personen ausgelegt ist.

Wofür der Eichenhof kulinarisch vor allem steht, ist Fisch. „Wir haben schon einige Gäste zum Fisch gebracht, die vorher davon überzeugt waren, ihn nicht zu mögen“, sagt Schulze Westhoff und lacht. Wirklich verwunderlich ist das beim Blick auf die Speisekarte nicht. Vom Forellenfilet „Feldmark“ über eine westfälische Variante mit Speckwürfeln bis hin zu Zanderfilet, Lachs und Scholle reicht das Angebot. Für große Fischliebhaber gibt es die exotische Fischplatte mit „erlesenen Köstlichkeiten aus dem Ozean und frischen tropischen Früchten“ – für ein bisschen Urlaub vor der Haustür sozusagen mit Ananas, Kiwi und Feige als Garnitur.

In der Küche sind Tatyana Daschitscaja und Elena Pospeyeva in ihrem Element. Sie bereiten jede Bestellung frisch zu, nur die kleinen Salatteller haben sie in Grundzügen vorbereitet, damit diese zügig rausgehen können. Auch die Soßen sind selbst gemacht – aus dem Eimer kommt hier nichts, betont ihr Chef. Die Produkte, die zum Einsatz kommen, stammen zum Großteil aus der Region. Das gilt für das Fleisch, das ein Fleischer aus Sassenberg liefert, aber auch für das Gemüse. „Der Fisch kommt allerdings nicht aus dem Feldmarksee“, scherzt Schulze Westhoff, „dann könnten wir nicht so regelmäßig und vor allem nicht die Vielfalt anbieten, die wir auf der Karte stehen haben.“ Stattdessen bezieht er ihn von einem Großhändler aus Bremerhaven.

Dass zu einem Campingplatz ein Restaurant mit gehobenerer Küche gehört, würden die meisten Besucher nicht erwarten, sagt Schulze Westhoff. In der Weinlaube auf der Terrasse genießen er und seine Frau derweil mit Söhnchen Paul eine Auswahl von der Karte. Nikolina Banjac isst besonders gerne den Salat. „Das Dressing schmeckt super, es ist mit Honig und Senf zubereitet und verleiht dem Salat ein tolles Aroma“, erklärt sie. Vom zarten Hähnchenfilet im Knuspermantel bekommt auch Paul ein paar kleine Stücke ab. Freudig schlägt der Einjährige mit den Händen auf den Tisch – es scheint nicht nur seinen Eltern, sondern auch ihm gut zu schmecken.

Eichenhof am Feldmarksee
Feldmark 3, 48336 Sassenberg
Telefon: 02583 3307
E-Mail: info@gasthaus-eichenhof.de
Internet: www.gasthaus-eichenhof.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag ab 17 Uhr, Sonntag 11.30 bis 14 Uhr und ab 17 Uhr

Text: Kirstin Oelgemöller, Fotos: Andreas Poschmann


Wirtshaus im Schatten von St. Anna

Mitten in Verl im Schatten der St.-Anna-Kirche betreiben Sascha Großeschallau und Hannes Erichlandwehr den Bürmanns Hof. Leidenschaft prägt ihre Arbeit.

Wer den Bürmanns Hof in Verl betritt, der hat mit dem Schritt über die Schwelle das Gefühl, eine Reise zurückgelegt zu haben. Denn der Gastronomiebetrieb hat einen ganz besonderen Charme, der für die Region eher untypisch ist.
„Wir bezeichnen uns als Wirtshaus“, erklärt Sascha Großeschallau. Die Decken und Wände sind von Holz und Fachwerk geprägt, die Theke ist mitten im Gastraum angesiedelt und die gestreifte Polsterung der Stühle und Bänke hat historisch anmutenden Charme. Gemeinsam mit Johannes „Hannes“ Erichlandwehr betreibt Großeschallau seit fünfeinhalb Jahren den Bürmanns Hof.

„Durch den Charakter des Gebäudes, aber auch die Art und Weise, wie wir Gastronomie betreiben, passt der Begriff gut“, führt der 35-Jährige aus. Mittagstisch und Abendessen mit einer vielfältigen, zugleich bodenständigen Karte, sowie Frühschoppen gibt es im Bürmanns Hof. Die beiden Männer wollen „Leben in der Bude haben“ und jeden ansprechen.
Vom Geschäftsmann bis zur Familie mit kleinen Kindern und dem Stammtisch der Fußballer oder Handballer aus der Stadt. „Alle sollen sich bei uns wohlfühlen“, sagt der Bornholter. Das gilt auch für die Kegelgruppe und die Knobler sowie den Stammtisch der Alteingesessenen.

Der historische Hof Bürmann zählt zu den ältesten Bauernhöfen in der Stadt. „Gebaut wurde das ursprüngliche Haus vor etwa 1000 Jahren“, sagt Erichlandwehr. Ganz so alt ist das heutige Zweiständergebäude nicht. Das stammt aus dem Jahr 1698.

Ein besonderer Hingucker im Bürmanns Hof sind die historischen Fliesen, die auf dem Fußboden seitlich der Theke zu sehen sind. Der dunkelgraue, Belag hebt sich nicht nur farblich ab. Zahlreiche Splitter sind dort verarbeitet.
„Das ist der Originalfußboden“, erklärt Erichlandwehr. Regelmäßig kommen Stadtführer mit Gruppen vorbei, um den denkmalgeschützten Tennenboden zu zeigen.

Erst um 1985 entwickelte sich das alte Bauernhaus zum Gastronomiebetrieb. Zunächst bot Bernhard Büdel seinen Gästen etwa ein Jahrzehnt lang Sterneküche. Anschließend wechselten die Pächter laut Erichlandwehr mehrfach. Viele setzten auf gehobene Küche. Als 2014 ein neuer Betreiber gesucht wurde, überredete Erichlandwehr seinen jüngeren Kollegen, das Projekt gemeinsam anzugehen und kulinarisch einen anderen Schwerpunkt als die Vorgänger zu setzen.

Bis zu 85 Gäste finden in dem Wirtshaus gut Platz. Wird es etwas gemütlicher, sprich enger, kommen bis zu 110 Personen unter. Gesellschaften können die Räumlichkeiten zwar mieten, es gibt jedoch eine Einschränkung: „Der Thekenbereich bleibt immer frei“, betont Erichlandwehr. „Das gilt auch für den ersten Tisch direkt rechts neben der Tür. Dort sitzen unsere Stammgäste. Die haben immer ihren Platz bei uns.“

Der 62-Jährige fühlt sich hinter der Theke am wohlsten. „Vormittags und abends, spätestens ab 22 Uhr, ist hier mein fester Platz“, sagt er. Seit 33 Jahren ist er in der Gastronomie aktiv, bewirtete zunächst 10 Jahre lang in Verl-Kaunitz die Fürstenstube, im Anschluss 18 Jahre lang den Lindenkrug in Verl.

Die Theke selbst ist ein weiterer Hingucker in dem Wirtshaus. Oben ist sie mit blau-weißen Fliesen umgeben. Jagdmotive zieren diese. Vom Rehbock bis zum Jäger selbst. Davor stehen einige alte Kaffeemühlen. „Irgendwann meinte mal jemand, dass er eine übrig habe und die dort gut hinpasse. Ich habe gesagt: ,Bring einfach mal mit.‘ Und so wurden es mit der Zeit immer mehr“, erinnert sich der Gastronom.

Die Karte der Gaststätte ist geprägt von traditionellen Speisen. Von Salaten über Bratkartoffeln mit Spiegelei –
in Kombination mit Schnitzel als Schlemmerkrüstchen serviert – bis hin zu einer Auswahl verschiedener Schnitzel, Steaks und ostwestfälischem Bruzzelfleisch ist alles dabei. „Es gibt bei uns aber auch Currywurst und Bratwurst, hier soll sich schließlich jeder wohlfühlen“, hebt Erichlandwehr erneut hervor. Für Gesellschaften werde auf Wunsch auch etwas anderes zubereitet, beispielsweise Braten und Rouladen.

Bürmanns Hof
Kirchplatz 5, 33415 Verl
Telefon: 05246 3447
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag ab 11 Uhr, Samstag und Sonntag ab 10 Uhr, Küche durchgehend ab 12 Uhr,
Montag Ruhetag; Betriebsferien vom 25. bis 31. Mai

Text: Kirstin Oelgemöller, Fotos: Hubert Kemper, privat (1)



Wildshop mit Selbstgejagtem

Das Wild ist im Landhaus Wimmelbücker in Rietberg-Druffel schon lange ein wichtiges Standbein. Inhaber Heiner Torweihen jagt selbst seit 40 Jahren in seinem Revier. Besonders beliebt ist das jährliche Wildbüfett.

Als Ende vergangenen Jahres abzusehen war, dass auch im Januar oder Februar ein verkürztes Büfett nicht machbar sein würde, mussten die Inhaber sich nach einer Alternative umsehen. „Da seit November Stillstand herrschte, waren die Wildbestände hoch“, sagt Torweihen. Denn neben dem Wild aus der eigenen Jagd erhält er auch von befreundeten Jägern unter anderem Hirsche und Rehe. So entstand Anfang des Jahres die Idee, einen eigenen Wildshop aufzubauen.

Dort bietet der Gastronom außer hausgemachter Wildsalami und geräuchertem Hirschschinken weitere Wurstspezialitäten sowie in Gläser eingekochte Gerichte an. Zum Beispiel Rehgulasch und herzhaften Wildschweinbraten in Wildpreiselbeersoße. Die Gerichte müssen lediglich 15 bis 20 Minuten in heißes Wasser gestellt werden und sind dann servierfertig. Passend zur sommerlichen Grillsaison haben die Inhaber Heiner (67) und Rita (66) Torweihen auch Grillfleisch ins Sortiment aufgenommen. Unter anderem Grillsteaks vom Rehrücken und Spieße mit Hirsch-, Wildschwein- und Hasenrücken.

„Der Wildshop läuft sehr gut“, sagt Heiner Torweihen. Vor allem die Stammkunden des Wildbüfetts hätten das Angebot erfreut angenommen. Da sich der Shop bereits als feste Größe etabliert hat, haben sich die Inhaber dazu entschlossen, ihn weiterlaufen zu lassen. „Auch wenn der normale Restaurantbetrieb wieder losgeht, können die Kunden das Wild aus dem Shop weiter kaufen“, sagt Torweihen.

Landhaus Wimmelbücker – Wild-Shop
Druffeler Str. 115, 33397 Rietberg-Druffel
Telefon: 05244 2523
E-Mail: info@wimmelbuecker.de
Internet: www.wimmelbuecker.de



Hier sind Sportler und Promis zu Hause

„Freitagnachmittag um 14 Uhr haben wir erfahren, dass der Bundesligist VfL Wolfsburg nur drei Stunden später anreisen würde, um sich bei uns auf das Relegations-Rückspiel bei Eintracht Braunschweig vorzubereiten“, erinnert sich Sabrina Stratmann an ein ereignisreiches Wochenende im Mai 2017. „Das kam völlig überraschend.“ Drei Stunden Vorbereitungszeit für den Wolfsburger Tross ist auch für das Sporthotel, in dem regelmäßig Bundesliga- und Nationalmannschaften Quartier beziehen, eine Herausforderung. Normalerweise melden sich die Fußballer lange im Voraus für ihre Trainingslager an. „Aber damit muss man umgehen können“, sagt die Marketingexpertin der Hotel-Residence Klosterpforte in Marienfeld. Schließlich zeichne das ein Vier-Sterne-Haus aus.

Die Lage der Hotel-Residence, die sich mit 20 Häusern über 180 000 Quadratmetern erstreckt, das Angebot an Sportmöglichkeiten und Wellnesscenter, die Vielfalt der Küche sowie besondere Veranstaltungen haben das Haus weit über die Grenzen Ostwestfalens hinaus bekannt gemacht. „Im Gästebuch finden sich immer wieder prominente Unterschriften von Stars wie Helene Fischer, Wladimir Klitschko und Tamme Hanken“, sagt Stratmann.

Der Grundstein für die komplexe Hotelanlage wurde vor 65 Jahren gelegt. Am 10. April 1953 hat die Familie von Anneliese Austermann die Klosterpforte ersteigert und dort noch am selben Tag eine Gaststätte eröffnet. 1954 heiratete Anneliese Austermann Reinhold Frie senior, der in den Gastronomiebetrieb mit einstieg. In den nächsten Jahrzehnten wurde das Gasthaus Stammlokal von zahlreichen Schützen- und Sportvereinen. „Die Gemütlichkeit in der Klosterpforte, die Herzlichkeit der Wirtsleute und das gutbürgerliche Essen sprachen sich schnell in der Region herum“, heißt es in der Chronik des Hauses. Heute ist Sohn Reinhold Frie mit seiner Frau Barbara Eigentümer. Die dritte Generation wirkt ebenfalls in der Hotel-Residence mit: Seit 2014 ist die älteste Tochter Carina mit ihrem Ehemann Christopher Schemmink in der  Geschäftsleitung vertreten.

Das Hotel liegt direkt vor den Toren des mehr als 800 Jahre alten Klosters Marienfeld. Der Weg dorthin führt durch ein großes Steintor im Eingangsbereich; der Torbogen wird derzeit renoviert. Von dort ging es einst ins Gasthaus. Die ehemalige Klosterpforte hat dem Hotel auch seinen Namen gegeben. Neben der Klosterkirche, die heute als Pfarrkirche genutzt wird, entstand im 19. Jahrhundert das Abteigebäude, das Reinhold Frie im Dezember 2007 erworben hat. Das unter Denkmalschutz stehende Haus mit einer Fläche von mehr als 400 Quadratmetern ist von Grund auf renoviert worden. Es beherbergt heute nicht nur einen urigen Klosterkeller samt eigener Hausbrauerei, sondern auch eine Kochschule für Hobbyköche.

In den historischen Räumen mit hohen Decken und Wandmalerei finden außerdem oft Tagungen und Seminare ebenso wie Familienfeste statt. Ein Biergarten gehört ebenfalls zur Alten Abtei. Auf dem weitläufigen Gelände laden großzügige Parks und Gärten mit jahrhundertealtem Baumbestand zum Spazierengehen und Entspannen ein. Zu entdecken gibt es genug. Seit 2009 liegt inmitten des Klosterhofs das Kloster-Café, das mit frisch gebackenem Kuchen der Marienfelder Landfrauen, Tee- und Kaffeespezialitäten lockt.

Was 1953 als kleine Gaststätte mit zunächst drei, später zehn Zimmern begann – die Reinhold Frie zufolge „immer mal wieder spontan vermietet wurden“ – ist im Jahr 2018 zu einem Hotelkomplex mit 250 Betten in 153 Zimmern und 6 Suiten, verteilt auf Landhaus, Abteigebäude und Sporthotel, einem Wellness-Bereich mit Sauna, Massage, Dampfbad, Pool sowie Schwimmteich, einer Fitnessscheune, zwei Restaurants, fünf Sälen, 13 Tagungsräumen, einem Eventhaus und einer Fischerhütte herangewachsen. Sogar standesamtlich heiraten kann man in der Klosterpforte.

Am Erfolg des Unternehmens haben Reinhold Frie und sein Vater Reinhold Frie senior kontinuierlich gearbeitet. „Unsere ganze Familie hat sich durch und durch der Gastronomie verschrieben“, sagt Reinhold Frie. Auch seine Tochter Carina Schemmink hat sich mit Leib und Seele der Klosterpforte verschrieben. „Es ist wichtig, dass sich ein Hotel immer weiterentwickelt, den Gästen Neues bietet. Man darf im Wandel der Zeit nicht stecken bleiben. Gleichwohl ist es ebenso bedeutsam, neben aller Moderne auch die Tradition zu wahren. Modernster Komfort in einer historischen Umgebung machen den unverwechselbaren Charme und Charakter der Klosterpforte aus“, betont die Hotelmanagerin.

Das Klosterstübchen ist eines von zwei Restaurants mit regionaler und nationaler Küche mit westfälischem Akzent. Das Restaurant im Haupthaus bietet Platz für etwa 50 Gäste. Dass Tradition und Moderne auch in der Küche kein Widerspruch sein müssen, zeigt ein Blick auf die Speisekarte. In der Klosterpforte spielen nicht nur traditionelle Rezepte eine Rolle – kulinarische Trends spiegeln sich durchaus in den Speisekarten wider. Wer im Klosterstübchen essen geht, findet ein vielfältiges Angebot an Gerichten – nicht nur aus der „gehobenen Küche“. Je nach Jahreszeit gibt es westfälische Klassiker wie Rinderkraftsuppe, Grünkohl und Mettendchen und Spargel. Wer es etwas ausgefallener mag, kann das „Gebratene Kikok-Hähnchen mit einer Langpfeffer Jus an wildem Brokkoli, Sesam und einem Kartoffel-Walnusspüree“ probieren. Auch vegetarische Speisen wie „Steinpilzravioli in einem fruchtigen Tomatensugo“ fehlen in der anspruchsvollen Küche nicht – einer Küche, bei der sich weder Regionalität und Internationalität noch Tradition und Moderne ausschließen.

Klosterpforte GmbH
Klosterhof 2-3, 33428 Harsewinkel-Marienfeld
Tel.: 05247 708-0
E-Mail: post@klosterpforte.de
Internet: www.klosterpforte.de

Text: Anja Tenbrock, Bilder: Hubert Kemper


Wo Otto Rehhagel an der Theke stand

Vor 1827 startete Familie Kampwirth in Verl mit einer Dorfkneipe, heute ist darauf ein modernes Hotel-Restaurant geworden. Und aus den vergangenen 1900 Jahren gibt es viel zu berichten. Die Geschichte der Wirtsfamilie geht in eine Zeit zurück, in der auf staubigen Wegen ausschließlich Pferdefuhrwerke samt ihrer Kutsche durch die Bauerschaften rumpelten. 

1905, also 78 Jahre nach dem Ankauf des heute auf dem rückwärtigen Areal befindlichen Kottens, entstand direkt an der Straße ein für damalige Verhältnisse stattliches Haus, das mit seinen Gauben und Giebeln bis heute ein Hingucker ist.

Das Gastronom-Ehepaar Sonja und Richard Kampwirth, das das Haus mittlerweile in sechster Generation führt, bewahrt diese Tradition, verschließt sich aber auch dem Modernen nicht. Das Gebäude-Innere wird daher im Neun-Jahres-Rhythmus renoviert und auch in Sachen Inneneinrichtung dem aktuellen Zeitgeist angepasst.

Eines der großen Erfolgsrezepte des Hauses steht höchst persönlich in der Küche am Herd: Als gelernter Koch überlasst Richard Kampwirth im Reich der Töpfe und Pfannen nichts dem Zufall. Alle Speisen, egal ob für den Restaurantbetrieb oder den Catering-Service außer Haus, wirden so frisch wie möglich zubereitet. Die wechselnde Speisekarte umfasst stets 25 bis 30 Gerichte.

Doch nicht nur für seine gute Küche ist das Restaurant beliebt. Seit Jahrzehnten ist der Schankbetrieb auch das Vereinslokal des wenige hundert Meter Luftlinie entfernten SC Verl. Mitte der 1970er- und 80er-Jahre war er sogar der inoffizielle Mittelpunkt des Vereinslebens des heutigen Fußball-Regionalligisten.  Im Anschluss an ihre Spiele trafen sich Spieler, Trainer, Fans, Offizielle und Sponsoren wie selbstverständlich in dem Lokal an der umbenannten Hauptstraße. Und im Sog der Ballartisten kehrten in diesen bis heute legendären Jahren auch Prominente wie Otto Rehhagel, Kalli Feldkamp oder Andi Möller in die Gaststätte ein.

Adresse & Öffnungszeiten:
Hotel und Restaurant Kampwirth
Hauptstr. 10, 33415 Verl
Telefon 05246 / 3508
E-Mail: info@kampwirth.de
Internet: www.kampwirth.de
Öffnungszeiten:
Täglich ab 17:00 Uhr
Montags ist Ruhetag

Text: Jens Dünhölter