Die Wiederentdeckung der Monotypie

Ein ganz normales Wohnviertel im Beckumer Süden. Ein ganz normales Einfamilienhaus. Zumindest auf den ersten Blick. Die nüchtern-weiße Fassade verrät nicht, dass es der Bewohner dahinter richtig bunt treibt. Denn hier lebt und arbeitet Paul Thierry, einer der erfolgreichsten Künstler der deutschen Pop-Art-Szene.

Beim Näherkommen deutet die ein oder andere Skulptur im Vorgarten darauf hin, dass hier ein kreativer Geist wirkt. Aus dem Gebüsch starrt ein Puppenkopf den Besucher an. Der erlebt an der Haustür eine kleine Überraschung: Der Name „Bednorz“ steht an der Klingel. Die Frage, ob er denn lieber als Peter Bednorz oder als Paul Thierry angesprochen wird, drängt sich folglich auf, als der Gastgeber öffnet. Der zuckt die Schultern. Der eine Name bezeichne eben den Privatmann, der französisch klingende den Künstler. Dem Besucher bleibt die Wahl. Wer sich allerdings nach dem Eintritt in das Beckumer Anwesen auch nur drei Minuten lang umgeschaut hat, der entscheidet sich sozusagen automatisch für das Künstlerpseudonym.

Es ist keine Übertreibung: Vom Keller bis zum Dach ist das geräumige Haus angefüllt mit Bildern, Objekten, Skulpturen und Fundstücken. Sie hängen an den Wänden, stehen angelehnt in allen Zimmern oder stapeln sich in Nebenräumen. Ein Stuhl am Esstisch muss für den Gast erst freigeräumt werden. Aber das ist eigentlich gar nicht nötig, denn über sich und seine Arbeit redet Thierry ohnehin lieber beim Rundgang durch sein von ihm allein bewohnten Haus, der die bemerkenswerte Entwicklung einer außerordentlichen Künstlerpersönlichkeit nachzeichnet.

Erster Eindruck: Großformatige, farbintensive Frauenporträts sind allgegenwärtig. „Es geht vor allem um den Ausdruck der Augen“, sagt Thierry. Die fotorealistisch anmutenden Konterfeis sind collageartig verfremdet, mit überraschenden Accessoires versehen oder auch teilweise in Fragmente gesplittet. Gemeinsam ist ihnen der intensive Ausdruck und eine beeindruckende Brillanz. Letztere verleiht ihnen eine mehrere Millimeter starke Schicht von transparentem Epoxidharz. Im Atelier, in dem farbenfroh-kreatives Chaos herrscht, liegen gerade die Abbilder von zwei Frauen auf Böcken zum Trocknen. „Das dauert 24 Stunden“, erklärt der Künstler.

Seine Bilder entstehen im ersten Schritt am Computer. Dort gestaltet Thierry seine grafischen Entwürfe, bei deren technischer Optimierung ihn seine Söhne Amadeus und Timoteus unterstützen. Die Ausdrucke werden im nächsten Arbeitsgang per Hand weiter gestaltet. Blattgold kommt dabei zum Einsatz und Künstlerkreide. Ist das Motiv fertig gestaltet, schließt die Harzbeschichtung den Schaffensprozess ab. „Die Ideen entstehen zu 80 Prozent vorab im Kopf, der Rest entwickelt sich während der Arbeit“, sagt der 64-Jährige. Häufig wiederkehrende Motive sind auch Sportwagen vor klassischer oder sakraler Kulisse.

Dass er Künstler werden will, steht für den jungen Peter Bednorz bereits früh fest. Als 15-Jährigem gelingt dem 1960 im oberschlesischen Dramatal Geborenen die kunstvolle Kopie eines Rembrandt-Porträts. Das Studium von Malerei und Grafik in Kattowitz verschafft ihm die erforderliche Grundlage für seine künstlerische Karriere. Eine Ausbildung als Meisterschüler in Beuthen schließt sich an. 1987 kommt Bednorz nach Deutschland und nimmt zielstrebig seine künstlerische Karriere ins Visier. Bis dahin eher dem romantischen Malstil verpflichtet, wendet er sich nun abstrakten Darstellungen zu. Er entwickelt charakteristische Collagetechniken, in deren Umsetzung er vorzugsweise Artefakte wie Zeitungsausrisse oder Notenblätter einbezieht. Das verschafft ihm erste Aufmerksamkeit in der bundesdeutschen Kunstszene. „Die ständige Weiterentwicklung ist meine Stärke“, sagt er rückblickend.

Das erweist sich ganz besonders, als der Wahl-Beckumer die Technik der Monotypie für sich entdeckt. Das Druckverfahren mit einer Glasplatte als Medium ist dabei alles andere als neu – es wurde bereits im 17. Jahrhundert von dem Italiener Giovanni Benedetto Castiglione entwickelt. Thierry aber macht sich die Monotypie auf seine Art zunutze, ergründet sie und entwickelt im Wege stetigen Experimentierens eigene Ausdrucksformen. Thierry dürfe „als Erneuerer und Revolutionär der Monotypie gelten, hat sich doch kein Künstler diesem Verfahren bisher so intensiv und so innovativ gewidmet wie er“, schreibt Kunsthistorikerin, Galeristin und Thierry-Kennerin Dr. Gabriele Hovestadt.

Auf dem Weg durch das Künstlerhaus begegnet man reihenweise Prominenten. Michael Jackson, James Dean oder David Bowie: Helden der Pop- oder Jugendkultur sind dem Künstler willkommene Porträtmotive. Auch der Dalai Lama reiht sich ein. Die Verwendung von Foto- oder Grafikvorlagen berühmter Personen oder Marken ist einfacher geworden, berichtet der Hausherr. Seit einigen Jahren greift das Recht aufs eigene Bild oder Symbol für den Urheber dann nicht mehr, wenn durch die Verwendung ein neues, eigenständiges Kunstwerk entsteht.

Mit zunehmender Popularität Thierrys im In- und Ausland steigt auch die Prominenz seiner Kundschaft. Seine Arbeit „Berlin“, die die deutsche Wiedervereinigung thematisiert, wird bereits 2006 von der Bundesregierung angekauft. Ein großformatiger Original-Thierry hängt außerdem im Luxushotel Burj Al Arab Jumeirah in Dubai. Die Werke des Beckumers sind in namhaften Sammlungen ebenso zu finden wie im Fundus von Museen im In- und Ausland, unter ihnen auch die Wadersloher Abtei Liesborn.

Niedrige bis mittlere vierstellige Beträge muss der Kunstliebhaber für eine Arbeit aus einer limitierten Edition aufwenden. Bei Unikaten übersteigt der Preis auch die 10.000-Euro-Marke.

Kontakt
Atelier Peter Bednorz
Feuerstraße 63 in 59269 Beckum
Telefon: +49 (0) 2521 / 7652
Internet: www.paulthierry.com

Text und Fotos: Stefan Clauser


Gestalter von Lebenszeichen

Andreas Magera erzählt Geschichten aus Stein und Bronze. Er ist dem Tod beruflich häufig sehr nah und nutzt seine kreativen Fähigkeiten, Angehörigen am Scheideweg Hilfestellung zu leisten. Es ist eine Kunst, Erinnerung von Trauernden einen Ort zu verleihen, für den sie sich nicht beschämt abschotten müssen, der später vielleicht mit einem liebevollen Lächeln an den Verstorbenen erinnert. Andreas Magera ist Steinmetz, seine Begabung zur Entfaltung kommt am Skizzenblock und sobald er Wachsmodelle moduliert. Gefertigt wird an der Weidenstraße in Ahlen variantenreich aus Stein und Bronze.

Gern zeigt Magera aber seine andere Seite. Bronzeplastiken bestücken den Kunstbereich der Ausstellung. Die Wände des in parterre untergebrachten Ateliers ähneln überdimensionalen Pinnwänden, die mit Entwürfen gespickt sind. Eine Stimmung lässt sich nicht ablesen. „Wie auch“, sagt Magera, der sich im Kreiskunstverein Beckum-Warendorf engagiert. Lösungen für ernste Themen und Aufträge entstehen dort ebenso wie Kunst und kreative Spielereien.

Wie bezeichnet sich der 41-Jährige selbst? „Gestalter“, konstatiert er, schaut aber fragend. Unsicher? Nein, ist er nicht. „Manchmal habe ich auch die Rolle des Ermöglichers“, gesteht er. „Ist das zu hochgestochen?“ Nein. Damit kehrt er thematisch zum Verlust eines Menschen zurück, den Angehörige und Freunde mit einer individuellen Gestaltung bewältigen wollen und den Ahlener deshalb aufsuchen. Meist sind diese Gespräche von Niedergeschlagenheit geprägt. Dennoch oder gerade deshalb: „Ich schaffe Skulpturen für Menschen“, betont er. Auch für verstorbene.

Im Außenbereich des betrieblichen Hauptsitzes in Ahlen sprüht es vor Fröhlichkeit. Ein Schleifstein, auf dem kleine Menschen in einer Laufbewegung montiert sind, animiert zur Aktion. Daumenkino zum Anfassen. Zwei Figuren wippen auf einem Halbkreis aus verrostetem Metall. Oder ist es die Silhouette des Mondes, ein Wellental? Ein verwitterter Fuß am Wegesrand; ein importiertes Mitbringsel von der Akropolis in Athen oder eine vermooste Detailstudie? In der Nachbarschaft klagen traditionelle Grabzeichen über die Vergänglichkeit.

Magera ist ein Multitalent, mit Möbelstücken aus Metall probiert er sich genauso wie an der Darstellung von feinen Figuren, die seine Produkte schmücken. Der Ahlener pendelt zwischen staubiger Werkstatt und gewollt kreativem Durcheinander in seinem Atelier. Trauerarbeit gehört traditionell zu dem Betätigungsfeld eines Handwerkers, der mit Stein gern als totem Material bezeichneten Werkstoff hantiert: Form geben, schleifen, polieren, gravieren. Der klassische Grabstein lässt wegen seiner kantigen Wucht bei Friedhofsbesuchern nur ein Flüstern zu. Anders wird es, sobald auf einer Stele ein Paraglider an das Hobby des Verstorbenen erinnert. Oder ein Auto aus Maranello. Oder ein Paar, das Hand in Hand der Sonne entgegenzulaufen scheint.

Andreas Magera lacht. „In jedem Fall sind die Unikate Lebenszeichen“, erklärt er seine Sichtweise. Die Arbeiten, die seinen Steinmetzbetrieb und sein Atelier verlassen, sind „die Umsetzung individueller Wünsche“. Es sei keine Ausnahme, wenn ein Kunde ihm Vorstellung über die Gestaltung einer Bronzeplastik unterbreitet, die zu Lebzeiten in dessen Garten einen Platz findet. Was dem Kunstliebhaber wichtig ist, können Angehörige nach dessen Ableben als Grabschmuck verwenden.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist in jedem Fall das persönliche Gespräch, das Magera als Basis einer Zusammenarbeit sieht. „Es muss von beiden Seiten ein Vertrauensverhältnis ausgebaut werden“, philosophiert er. Der Kunde lässt bei diesem Diskurs einen Blick in sein Seelenleben zu. Während dieses Miteinanders wird eine erste Skizze entwickelt. Ist die Richtung klar, beginnt Magera die Feinarbeit. Die Reinzeichnung liefert der Betrieb im Maßstab 1:1. In manchen Fällen steigern Wachsmodelle die Vorstellung des Kunden, wie die Bronzeplastik sich nach Vollendung präsentiert. Vorschläge zur Materialwahl und gestalterischen Wirkung sowie Änderungswünsche können bis dahin einfließen. „Diese Vorgehensweise ermöglicht unter Beteiligung des Kunden eine exakte Umsetzung der individuell erarbeiteten Plastik. Ein Unikat“, erläutert der Gestalter. Sagt das Werk dem Kunden zu, tritt das Modell den Weg in eine Gießerei an.

An den Wänden von Atelier und Werkstatt zeugen Auszeichnungen von der Kreativität Andreas Mageras und dessen Team. Allein die Anzahl der auf unterschiedlichen Bundesgartenschauen erarbeiteten fünf Goldmedaillen macht sich auch ausgezeichnet auf Visitenkarten von Nichtsportlern. Andreas Magera gibt im Atelier und in der Werkstatt die Richtung vor, vertraut aber bei der Entwicklung einer Idee auf das Kollektiv und dessen Stärken. Zum dreizehnköpfigen Team zählen außer Steinmetz- und Steinbildhauermeistern ein Produktdesigner, ein Illustrator und die Künstlerin Rahel Grothus. Gemeinsam mit ihr rückt Magera Gemälde ins Dreidimensionale, indem er vor einem Bild eine Bronzefigur platziert. Von deren Kopf hebt ein Vogel ab und scheint auf dem Gemälde seinen Flug fortzusetzen. „Vogelfrei“ heißt diese figürliche Installation, mit der Malerei und Bildhauerei verschmelzen. Andreas Magera hat dafür eine einfachere Formel. Für annähernd alles, was der Ahlener Individualist interpretiert und gestaltet, gilt: „Das sind Lebenszeichen.“

Adresse & Öffnungszeiten
Steinmetzbetrieb Ulrich Magera

Steinmetz- u. Steinbildhauermeister
Inhaber Andreas Magera
Weidenstraße 8, 59227 Ahlen
Telefon: 02382/61990
Internet: www.steinmetzbetrieb-magera.de
www.andreas-magera.de

Text und Fotos: Axel Ebert, Atelier Magera


Binsenweisheit: Nachhaltigkeit zählt

Er sagt von sich, er sei Handwerker. Was er macht, verwirrt den beobachtenden Laien, der das behände Tun eher als Kunst einstuft. Mit Präzision und Schnelligkeit führt David Schakau den Peddigfaden durch das winzige Loch einer verschlissenen Sitzfläche des Stuhls. Widerstandslos folgt dieser den Bewegungen, passiert die quer verlaufenden Stränge aus dünnen Fasern ober- und unterhalb. Widerstandslos? Der Laie nach einem Selbstversuch: Flechten ist Kraftmeierei. Kunsthandwerk. David Schakau ist Gründer und Inhaber der in Rheda-Wiedenbrück ansässigen „Feingeflecht“. Er setzt mit dem Unternehmen seit 2021 eine seit 1880 bestehende Familientradition fort.

Das Flechten gehört zu den ältesten Textiltechniken der Menschheit. Die Erklärung ist simpel, denn dieses Handwerk konnte von den Urvätern - in Ermangelung von Werkzeug - ausschließlich mit den Händen ausgeführt werden und hatte zudem einen hohen Alltagsnutzen. Möglicherweise stammen die Ursprünge von geflochtenen Seilen und Körben, die als Grabbeilage in Peru gefunden wurden, aus der Zeit um 8600 vor Christus. Jäger und Sammler der Steinzeit stellten Hüte, Matten und Reusen unter anderem aus Binsenhalmen, Gras und Rinden her. Der Werkstoff ist zum Teil immer noch aktuell.

So weit reicht die Erfahrung von David Schakau nicht zurück. Aber: Sein ganzes Leben begleitet den 36-Jährigen diese Kunst. Als Steppke hat er viel Zeit bei seinen Großeltern Elisabeth und Siegbert Bressel verbracht. „Während Opa in der Werkstatt war, habe ich im Wohnhaus Oma bei der Arbeit zugeschaut“, erinnert er sich wehmütig. Sie sei die „wahre Meisterin der feinen Flechterei“ gewesen, bekennt er. Teile von Schränken, Verkleidungen von Heizungsnischen und Bettrücken hat sie geflochten. „In Moskau hat sie mit ihrem künstlerischen Handwerk einen herrschaftlichen Saal ausgestattet“, erzählt Schakau stolz. Oma Elisabeth Bressel ließ ihren Enkel mit dem Geflecht probieren und spielen, das aus Peddigrohr und aus dem Stamm der Rattanpalme stammt. Jung David bewies Geduld und vor allem ein geschicktes Händchen. Mit acht Jahren „bekam ich meinen ersten Stuhl“, um die Sitzfläche zu flechten. „Damit war der Grundstein für meine berufliche Richtung gelegt.“

So gradlinig führte der Weg aber nicht von Omas Stube zur Firma „Feingeflecht“. Das Abitur ebnete den Weg nach Bielefeld zum Studium der Elektrotechnik. Nach wenigen Semestern folgte die Einsicht, „lieber mit den Händen etwas schaffen zu wollen“. Auf Empfehlung absolvierte der Rhedaer eine dreijährige Tischlerausbildung. Ein Blickfang des Holzschreibtischs, den er als Gesellenstück präsentierte, ist selbstredend eine Flechtarbeit.

In der unauffälligen Zweiraum-Werkstatt bildet ein Tisch die zentrale Einheit. An den Wänden hängen unterschiedliche Geflechtematten; in einem Schrank warten reihenweise, fein sortiert Öle und Farben auf ihren Einsatz; gegenüber sind Pflanzen- und Papierfäden in unterschiedlichen Stärken deponiert. Einen aufwendigen Maschinenpark sucht man vergeblich.

David Schakau ist stehend über einem Thonet Stuhl geneigt und streichelt das Holz. „Das ist schon die Premiumklasse“, sagt der ehrfürchtig. Das Urmodell dieses Kaffeehausstuhls wurde 1859 vorgestellt und anschließend x-fach kopiert und hergestellt. „Auf so einem Stuhl hat die gesamte Menschheit bereits Platz genommen“, übertreibt der Experte. Er prüft die Stabilität der wabenförmigen Sitzfläche. Jetzt zählen neben der Kreativität Geduld und nochmals Geduld. Die Restaurierung eines Flechtstuhls sei arbeitsintensiv, aber mit Übung und Wissen machbar. Das angefeuchtete Material und die Ahle liegen bereit; die japanische Schere hat die Hand im Griff. Ein prüfender Blick: Sind alle Löcher im Holzrahmen frei? Dann beginnt David Schakau mit der Arbeit, die, abhängig von der Musterdichte, einen kompletten Arbeitstag in Anspruch nehmen kann. Am Ende steht ein bequemer Sitz, der auch optisch etwas hermacht.

Die Liebe zum Objekt ist David Schakau anzumerken. Seine selbst hergestellte Montagehalterung hat in der Vergangenheit viele Stühle im Griff gehabt. „Es spielt keine Rolle, ob Garagenfund oder historische Sitzmöbel“, sagt der Handwerker zu seinem Selbstverständnis. Er beschränkt sich nicht aufs Feinflechten, sondern er überarbeitet auf Wunsch mit seiner kompetenten Angestellten ein komplettes Möbelstück.

Sein Wissen hat sich David Schakau erarbeitet. Sein Großvater und Lehrmeister Siegbert Bressel starb 2017 und vorerst damit auch das Unternehmen, in dem sich der Enkel während Studium und Lehre ein erkleckliches Zubrot verdient hatte. Ein Blick in die Finanzbücher ließ ihn den Wunsch seiner Oma verwerfen, die ihm die Übernahme der Firma ans Herz legte. Dann kam Corona. Suchten vor der Pandemie gelegentlich ihr bekannte Privatleute die Oma auf und trugen ihren Wunsch, ein Geflecht zu reparieren, vor, standen potenzielle Kunden plötzlich Schlange. Die Leute waren während der Pandemie zu Hause und entdeckten den Wert ihres Inventars. Aus einer Gefälligkeit wurde für Schakau eine zeitraubende Verpflichtung. Nebenberuflich war das dann für Elisabeth Bressel und David Schakau nicht mehr machbar. „Im März 2021 habe ich mich entschieden und bin in ein absolutes Nischengeschäft eingestiegen“, sagt er ohne jeden Ansatz, den Schritt zu „Feingeflecht“ bislang eine Sekunde bereut zu haben.

In kurzer Zeit hat sich David Schakau einen Namen gemacht. Neben der Ausgangstür stapeln sich Auftragsarbeiten für das Parkhotel in Gütersloh, den Showroom eines Winzers an der Mosel hat Schakau mit restaurierten Stühlen ausgestattet. Das vielleicht ideell wertvollste Stück in seiner Werkstatt war eine vergoldete Bank aus dem 17. Jahrhundert. Anfragen kommen auch für historische Waben und Wiener Geflechte.

Kontaktdaten
„Feingeflecht“ David Schakau
Am Ruthenbach 16
33378 Rheda-Wiedenbrück
Telefon: 05242 1839492
Internet: www.feingeflecht.de

Text: Axel Ebert; Fotos: Axel Ebert und Lukas Hornig