Für Obst und Gemüse sind die Marktbeschicker aus der Region Experten. Auf den Märkten im Kreis Gütersloh und im Kreis Warendorf geben sie ihren Kunden wertvolle Tipps zur Lagerung und Verwertung der Produkte. Je nach Saison suchen wir uns eine Sorte Obst oder Gemüse heraus und sammeln wissenswerte Informationen für Sie.
Es ist Samstagvormittag. Der Vorsatz: Heute bleibt die Küche kalt. Der Gütersloher Wochenmarkt verspricht Abwechslung in der Speisekarte. Emsige Händler breiten ihre Waren aus. Die einen Kunden schlendern neugierig über den Platz, die anderen hasten eilig am Angebot vorbei. Vor dem mobilen Essensstand von Patcharakhamol Hahn hat sich eine kleine Schlange gebildet – nicht ungewöhnlich, denn auf dem Marktgeschehen ist der Foodtruck der gebürtigen Thailänderin, die dort allerlei warme Köstlichkeiten aus ihrem Heimatland anbietet, ein echter Geheimtipp. Die Küche zu Hause kann kalt bleiben.
Viele Kunden sind regelmäßig da. Während sich an den Markttagen unter der Woche vor allem die Berufstätigen in der Mittagspause in der Gütersloher Innenstadt treffen, kommen samstags die Freunde der thailändischen Küche vermehrt von außerhalb. Zu ihnen gehört an diesem Morgen auch Jörg Meier. Gleich drei Frischhaltebehälter hat er zum Verkaufsstand mitgebracht.
Dort lässt der Familienvater aus Rheda-Wiedenbrück das Mittagessen abfüllen: Für sich und seine Frau gibt es eine Reissuppe mit Huhn, die Tochter hat sich für Frühlingsrollen entschieden. „Wenn es zeitlich für uns klappt, kommen wir samstags extra dafür nach Gütersloh“, erklärt Meier, während er die gefüllten Behältnisse aus den Händen von Patcharakhamol Hahn entgegennimmt. Seine Frau musste krank zu Hause bleiben – und freut sich auf das exotische Gericht. „Die Suppe wird ihr guttun“, ist sich Meier sicher und gerät ins Schwärmen. „Es wird frisch gekocht, es schmeckt wunderbar. Wir lieben die thailändische Küche.“
Auch die Familie Vecernik aus Oelde-Stromberg lässt sich regelmäßig das asiatische Essen schmecken. An diesem Morgen steht die Nudelsuppe mit Garnelen, Lauchzwiebeln, Nüssen, Sprossen und Möhren auf der Speisekarte. „Sehr lecker“, urteilt Mirko Vecernik, während Tochter Hannah sich lieber mit ihrer Mutter Stefanie eine Portion gebratener Nudeln teilt: „Die Suppe ist mir zu scharf.“
Über die positiven Reaktionen ihrer Gäste freut sich Patcharakhamol Hahn am meisten. „Ich möchte möglichst authentische Speisen aus meinem Heimatland anbieten“, sagt die 43-Jährige, die in Phetchaburi am Golf von Thailand geboren wurde und mit ihrer Tante wegen der besseren Bildungschancen in das 170 Kilometer entfernte Bangkok gezogen war. Dort hatte sie Pharmazie studiert und in dem Bereich gearbeitet, ehe sie vor zwölf Jahren ihren Ehemann Marcus Hahn aus Gütersloh kennenlernte. Das Paar lebte drei Jahre zusammen in Bangkok und heiratete.
Als Tochter Mali eingeschult werden sollte, entschloss sich die junge Familie, nach Ostwestfalen zu ziehen. Dort arbeitete Patcharakhamol Hahn zunächst bei dem auf dem Wochenmarkt bekannten Foodtruck eines Thailänders mit. Als dieser in den Ruhestand ging und in sein Heimatland zurückkehrte, übernahm sie den Stand. „Damit bin ich immer auf dem Wochenmarkt auf dem Berliner Platz“, ergänzt Patcharakhamol Hahn, die von allen nur Ploy gerufen wird. Seit einem Jahr betreibt sie fußläufig vom Marktplatz entfernt in der Hohenzollernstraße zusätzlich das Thai-Restaurant „Mein Thai Streetfood“.
Mit ihrem eigenen Foodtruck möchte die 43-Jährige ihren Kunden original thailändische Spezialitäten näherbringen. „Ich habe immer gerne für meine Familie gekocht“, erklärt sie. In ihrer Heimatstadt geht man oft außerhalb essen. Nur wenige Thailänder kochen zu Hause. Stattdessen kaufen die Einheimischen ihr Essen auf der Straße oder lassen sich in Restaurants verwöhnen. „Das Leben findet draußen statt und nicht in der Wohnung“, ergänzt Ehemann Marcus. Auch daran musste sich der 40-Jährige gewöhnen, als er aus der vergleichsweise kleinen ostwestfälischen Kreisstadt in die Metropole im Königreich Thailand mit ihren mehr als zehn Millionen Einwohnern zog.
Nicht wegzudenken im Stadtbild seien die berühmten Streetfood-Anbieter, die für wenig Geld zwar kleinere, aber ausreichende Portionen anbieten. Dieses Konzept haben die Hahns übernommen. „Das sind genau die gleichen Gerichte, die wir jetzt auf der Karte haben“, sagt „Ploy“ Hahn. Bangkok-Ente, gebratene Nudeln, Rotes Curry, Reisgerichte oder scharfe Suppen gehören dazu.
An Markttagen sind die Hahns frühmorgens auf den Beinen, während die Angestellten die Speisen vorbereiten. „Das Restaurant ist für uns Gold wert“, erklärt Marcus Hahn. „Das Geschäft macht wirklich Spaß und funktioniert, weil wir einen guten Standort haben, authentisch sind und eine familiäre Atmosphäre innerhalb des Teams haben.“
Bald soll ein weiterer Wagen angeschafft werden, der auch auf den Wochenmärkten in Verl und eventuell Rheda-Wiedenbrück stehen soll.
Kontakt & Marktzeiten
Mein Thai - Unique Streetfood
Wochenmarkt Gütersloh: Dienstag, Donnerstag und Samstag 11-15 Uhr
Restaurant: Hohenzollernstraße 13, 33330 Gütersloh, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11-15 Uhr und Dienstag bis Samstag 17-22 Uhr
E-Mail: kontakt@meinthai.com
Telefon: 05241-2207997 (ab 11/ 17 Uhr), WhatsApp 0176-40131988 (ganztags) für Bestellungen und Tischanfragen
Text und Bilder: David Inderlied
Michelantonio Di Cristo verkauft seit Jahrzehnten Textilien auf Märkten. Diese Tradition wird aussterben, sagt er. Auf drei Metern Kleiderstange hat er Anfang der 1990er-Jahre auf den Märkten in der Region seine ersten Textilien angeboten. „Früher gab es weniger Auswahl und man hat Artikel teilweise jahrelang zum Kauf angeboten“, erzählt der Textilkaufmann aus Warendorf. „Heutzutage ändert sich die Mode schneller, jetzt haben wir andauernd neue Artikel.“ Das Angebot ist groß. Auf dem Oelder Wochenmarkt hat er an diesem Freitag zahlreiche Kleiderständer, runde und längliche, unter freiem Himmel und unter einem großen Schirm aufgebaut. Die Marktbesucher kommen zum Stöbern vorbei. Ingrid Schuhmacher aus Beckum ist eine davon.
„Ich bin jeden Freitag hier. Das ist der schönste Markt“, meint die 47-Jährige. Sie gehört zu Michelantonios Stammkunden. „Ich liebe das hier, einfach so durchzustöbern und man kennt alle.“ Nachdem sie mehrere Kleiderständer mit Damenmoden durchgegangen ist, sich Farben, Schnitte und Qualität genau angeschaut hat, steht sie mit ein paar Pullovern auf dem Arm da. Michelantonio Di Cristo hat gerade eine andere Kundin fertig bedient und kommt zu ihr. Der 65-Jährige ist von der alten Schule. Zuvorkommend hält er der Beckumerin den Spiegel hin. Ein Lächeln, kompetente Beratung und ein nettes Gespräch gibt es dazu.
Beschweren will sich Michelantonio Di Cristo nicht, betont er, aber realistisch sein: „Die großen Onlineshops sind tödlich für unser Geschäft.“ Den traditionsreichen Textilhandel auf Märkten sieht er aussterben. „Das Geld bleibt nicht hier, wo es den Menschen Arbeit gibt“, bedauert er mit Blick auf den Onlinehandel. Stammkundin Marita Raupach sagt: „Online – mein Ding ist das nicht“, während sie sich eine Strickjacke betrachtet. Der Textilkaufmann hilft ihr höflich in die Ärmel. „Ich probiere die Kleidung gern an, fühle und gucke, wie sie verarbeitet ist“, erläutert die 73-jährige Oelderin. „Ich möchte hier in der Stadt einkaufen. Es wäre schade, wenn die Märkte nicht mehr wären.“
Ein Ladenlokal zum Verkauf von Textilien zu eröffnen sei für Michelantonio Di Cristo, der vor 47 Jahren als junger Mann von Italien nach Deutschland gekommen ist, nie infrage gekommen. Er sieht Vorteile bei der Preisgestaltung, da er keine Miete und keine Heizung zahlen braucht. So kann er sich auch gut auf die alte Markttradition einlassen, dass Kunden anfangen zu handeln. Für ihn gehört das dazu. „Aber es ist ein Unterschied, ob man es frech oder nett macht“, betont er.
Michelantonio Di Cristo hat seine Textilien früher in Städten im Umkreis von 130 Kilometern verkauft, war auf vielen Jahr- und Krammärkten präsent. Heute konzentriert er sich auf die Wochenmärkte, ist dienstags und donnerstags in Oelde und mittwochs und samstags in Rheda anzutreffen. Traditionell beteiligt er sich noch mit einem Stand am Fettmarkt in Warendorf und bei der Wiedenbrücker Herbstkirmes. In der Regel ist er als Marktbeschicker allein unterwegs. Manchmal erfährt er Unterstützung aus der Familie.
Viele Kunden stöbern an diesem freundlichen Herbsttag, an dem der Himmel über Oelde mal grau und mal blau ist, durch das umfangreiche Angebot an Oberbekleidung – Hosen, Pullover, Westen, Jacken, Jogging- und Schlafanzüge wechseln den Besitzer. Für jeden Geschmack und jedes Geschlecht scheint etwas dabei zu sein. Nach der Mittagszeit endet das Markttreiben in der Innenstadt. Alles, was der Warendorfer Textilkaufmann früh am Morgen aufgebaut hat, verschwindet wieder in seinem Bulli.
So macht er es seit mehr als vier Jahrzehnten. Kein eigenes Ladenlokal. Keine anderen Waren. Michelantonio Di Cristo liebt den Handel mit Kleidung. Das ist das, was ihn beruflich erfüllt, weil es einhergeht mit vielen netten, zum Teil nachhaltigen Begegnungen.
Kontakt:
Textilkaufmann Michelantonio Di Cristo
Milter Straße 16
48231 Warendorf
Telefon: 0157/59666177
E-Mail: dicristo59@gmx.de
Marktzeiten:
Wochenmarkt Oelde: dienstags und freitags von 7 Uhr bis 12.30 Uhr;
Wochenmarkt Rheda: mittwochs und samstags von 7.30 Uhr bis 12.30 Uhr.
Text und Fotos: Conny Kingma
Familie Wöstmann baut seit Jahrzehnten Speisekartoffeln an. Seit Juli gibt es ihre tollen Knollen auch auf dem Markt in Rheda.
In Deutschland sind vom Bundessortenamt mit Sitz in Hannover circa 200 Kartoffelsorten zugelassen. Sie unterscheiden sich nicht nur geschmacklich, sondern auch durch verschiedene Knollenformen und -farben sowie in der Beschaffenheit der Schalen. Norbert Wöstmann (59) ist mit dem Anbau von Kartoffeln groß geworden und führt seit mehr als 30 Jahren mit seiner Frau Karin (56) den Hof Wöstmann an der Groppeler Straße in Herzebrock. Durch die Teilnahme an Sortenversuchen in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und der Pflanzenzüchterfirma Europlant in Lüneburg hat er allein in diesem Rahmen in den vergangenen zehn Jahren bereits Erfahrung mit dem Anbau von rund 40 Sorten gesammelt.
Acht bis zehn Sorten baut Familie Wöstmann jährlich für den Verkauf an – sie wechseln und tragen Namen wie Annabelle, Monique und Sissi (frühe, festkochende Sorten), Glorietta (vorwiegend festkochend) und Karelia (mehlig). Für eine längere Lagerung eignen sich besonders gut Sorten wie Regina (festkochend) und Madera (vorwiegend festkochend). „Die kann man auch im Frühjahr noch verkaufen“, sagt Norbert Wöstmann.
Nicht immer sind die Kartoffeln gelb, sie können auch blau, lilafarben, rosa oder dunkelrot sein. „Das sind Blickfänger auf dem Markt. Aber im Anbau sind sie schwierig, der Ertrag ist gering“, schildert der Kartoffelexperte seine Erfahrung. „Ich erkenne auch nicht, dass sie besser schmecken.“ Sein Sohn Nico, Student der Agrarwirtschaft an der Fachhochschule in Soest, will den Kartoffelhof einmal übernehmen. Als der 21-Jährige davon hörte, dass Ewald und Agnes Roer aus Herzebrock nach 45 Jahren ihren Marktstand auf dem Rathausplatz in Rheda aufgeben, überlegte er nicht allzu lange. Denn als Student hat er samstags Zeit und kann gut in die Rolle des Marktbeschickers schlüpfen. An diesem Samstag erfährt er Unterstützung durch seinen Vater und Mitarbeiterin Alina Peterbuers. „Wir müssen den Aufbau noch üben“, bemerkt der Junior. Eine dreiviertel Stunde brauchen sie dafür. Ziel ist, es irgendwann wie der Vorgänger in einer halben Stunde zu schaffen.
Seit Anfang Juli sind Wöstmanns mit ihrem Stand vor dem Rathaus in Rheda vertreten – anders als Hof Roer nur einmal die Woche. Nico Wöstmann empfängt seine Kunden freundlich. Andreas Leykauf aus Rheda scheint ein Stammkunde zu werden. „Ich habe schon jahrzehntelang beim Vorgänger gekauft und jetzt bleibe ich auch hier dabei, weil es schmeckt“, sagt er. Das hört der 21-Jährige gern. „Ich habe Freude an zufriedenen Kunden und es macht mir Spaß, unsere eigenen Produkte zu verkaufen“, betont er. Petra Bieniek aus Wiedenbrück gehört auch zu den Marktbesuchern, die regelmäßig zum Stand kommen. Sie holt Eier ab, die wie Obst und Gemüse das Sortiment um die Kartoffeln ergänzen.
Seit den 1990er-Jahren betreiben Norbert und Karin Wöstmann auch einen Hofladen. „Das Verhalten der Kunden hat sich verändert. Sie kaufen kleinere Mengen an Kartoffeln ein, kommen dafür öfter zu uns“, schildert der 59-Jährige. Er erinnert sich gut an seine Kindheit, als auf dem Hof Kartoffeln noch in 50 Kilogramm schwere Säcke verpackt worden sind. „Heute haben wir nicht einmal mehr 25-Kilo-Säcke. Die Zeiten, in denen die Leute im Herbst einen Zentner Kartoffel zum Einlagern in ihren Kellern gekauft haben, sind längst vorbei. Heute werden höchstens noch 12,5-Kilogramm-Säcke gekauft, meist aber nur noch 2,5 oder, wenn es Frühkartoffeln sind, die sich nicht so lange halten, auch nur mal ein Kilo.“
Die Produktpalette, die einst mit Kartoffeln, Eiern, Porree und Möhren startete, erweitert sich ständig und umfasst mittlerweile auch je nach Saison grünen Spargel aus eigenem Anbau, Äpfel, Fleischprodukte, Eingekochtes, Pralinen, Gebäck, Honig, Nudeln, Säfte, Weine und Liköre. Auserwählte Produkte gibt es seit 2019 zudem rund um die Uhr im Verkaufsautomaten auf dem Hof. In Kürze sollen auch wieder 350 Hühner für die eigene Eierproduktion gehalten werden.
Kontaktdaten
Hof Wöstmann
Groppeler Straße 27, 33442 Herzebrock
Telefon: 05245 2550
E-Mail: norbert@hofwoestmann.de
Internet: www.hof-woestmann.de
Markt- und Öffnungszeiten:
Wochenmarkt Rheda: mittwochs und
samstags von 7.30 bis 12.30 Uhr.
Hofladen: montags bis samstags von 8 bis 13 Uhr sowie
montags, dienstags, donnerstags und freitags von 14 bis 18 Uhr.
Text: Conny Kingma, Fotos: Conny Kingma/Michael Wöstheinrich