Für Obst und Gemüse sind die Marktbeschicker aus der Region Experten. Auf den Märkten im Kreis Gütersloh und im Kreis Warendorf geben sie ihren Kunden wertvolle Tipps zur Lagerung und Verwertung der Produkte. Je nach Saison suchen wir uns eine Sorte Obst oder Gemüse heraus und sammeln wissenswerte Informationen für Sie.


Feinkost nach eigenen Rezepturen

Am Stand von Dany Sultan geht es lustig zu. Egal zu welcher Uhrzeit, der 45-Jährige hat immer einen Spruch parat. Mit den Worten „lecker und gesund, hält fit und jung“ preist er seine Antipasti an. Ein Schmunzeln kann sich der Inhaber von Sultan Feinkost dabei nicht verkneifen. Viele Besucher zieht er mit seiner lockeren Art mittenrein in eine besondere Marktatmosphäre. An diesem Samstagmorgen hat er seinen Stand in Beckum aufgebaut. Um 4 Uhr ist er aufgestanden, um seinen Wagen zu beladen und von Detmold in die Püttstadt zu fahren. Hier fühlt er sich – ähnlich wie an den Markttagen in Oelde und Herzebrock – ein stückweit zu Hause. Viele Kunden winken schon von Weitem, fragen: Wie geht es dir? „Moin, mein Lieber. Danke gut“, hört man Dany Sultan sagen.

Und dann legen die Kunden los, meistens in etwa so: Ich hätte gern ein paar Oliven, schwarze, grüne, gefüllt mit Mandeln und Frischkäse, dazu eingelegte Champignons, getrocknete Tomaten, ach ja, und noch Peperoni, gefüllte Kirschpaprika, ein paar Garnelen, und Dips – ein bisschen von der Aioli-Creme, der Frischkäse-Creme und die mit Walnuss. Dany Sultan lässt es sich nicht nehmen, auf seine „weltallerbeste Auberginencreme“ aufmerksam zu machen, hält einen Pokal hoch, den er dafür bekommen hat, und muss einmal mehr grinsen. Hinter seiner Trophäe steckt eine kleine, wertschätzende Geschichte.

„Kunden aus Ahlen haben mir vor ein paar Jahren den Pokal und eine Urkunde geschenkt, weil sie die Auberginencreme so gern mögen“, erzählt der 45-Jährige. Auf der Urkunde vom Dezember 2019 hat eine „Ahlener Jury“ dieser Kreation das Prädikat „echt geil“ verliehen. Den Pokal gab es für den ersten Platz im Geschmacktest.

Dany Sultan ist seit mehr als zehn Jahren mit seinem Angebot auf Märkten unterwegs. Unterstützt wird er unter anderem von seinem Neffen Anton Sultan (25), der ihn an diesem Vormittag begleitet. Beide mögen die Marktatmosphäre sehr. „Wir fahren gern auf die Märkte. Es macht Spaß. Die Leute hier sind zufrieden und glücklich“, meint Dany Sultan, der viele Stammkunden bedient. Kunden hört man oft sagen, dass sie zum Anti­pasti-Mann, zum Griechen – schließlich gibt es griechische Spezialitäten – oder zum Türken gehen. Doch nicht alles davon passt auf ihn. Denn geboren ist der Marktbeschicker in Libanons Hauptstadt Beirut, in Deutschland lebt er bereits seit 35 Jahren, wie er erzählt.

Die Idee, Antipasti zu verkaufen, begann in ihm zu reifen, als er einmal auf dem Markt in Detmold an einem Stand Oliven probierte, die ihm so gut schmeckten. „Ich habe dann viel ausprobiert und mir ein Geschäft aufgebaut. Wir legen alles selbst mit verschiedenen Gewürzen ein und füllen auch alles selbst“, sagt er, während er zum Beispiel auf mehrere Sorten Oliven, Peperoni und Kirschpaprika zeigt. „Die Rezepturen sind im Kopf und in einem Safe.“ Die Rohwaren, darunter auch Frischkäse, griechischer Joghurt und Magerquark als Basis für rund ein Duzend Dips, bezieht er von vertrauten Lieferanten.

Für die Märkte vorbereitet wird dann alles in einer Produktionshalle in Detmold, wo er von seinem Neffen Anton Sultan und zwei weiteren Mitarbeitern unterstützt wird. Beim Austüfteln der Rezepte unterstützt auch die Familie. „Wenn meine Frau oder meine Mutter kochen, kommen auch Ideen für Dips – und meine Tochter macht beim Probieren mit.“ Angepasst an die Kundenwünsche gibt es mittlerweile auch eine vegane Creme mit getrockneten Tomaten und Paprika. Ulli Schnitzmeier kauft gern bei Sultan ein. „Ich mag die Oliven und auch die anderen Sachen. Und ein feiner Kerl ist er auch noch“, sagt der Beckumer über Dany Sultan.

Mal redet er mit den Besuchern über das Wetter oder über Fußball, auch Privates ist Thema. Er kennt so manches Urlaubsziel seiner Kunden und erfährt, dass die „weltallerbeste Auberginencreme“ schon mal mit auf Reisen geht. Ob München oder Dubai, manche Kunden hätten den Auftrag, ihren weggezogenen Kindern oder Freunden bei einem Besuch etwas davon mitzubringen.

Sonderwünsche werden gern erfüllt. Der Beckumer Hacky Giehl fragt an diesem Morgen: „Hast du mir eingelegte Paprika zurückgelegt?“ Dany Sultan reicht ihm ein Döschen über die Theke. „Da hast du Glück gehabt“, sagt der Marktbeschicker und zwinkert. Hacky Giehl kauft noch Krebsfleisch, Champignons und Aioli ein. „Ich komme gern hier hin. Die Atmosphäre ist ansprechend und die Waren sind immer frisch.“ Vom Chef gibt es heute wahlweise noch einen Sesambrotring oder ein Fladenbrot dazu. „Beim Fleischer bekommen die Kinder eine Scheibe Wurst, beim Bäcker einen Keks und bei uns einen Brotring“, erläutert Dany Sultan. Die Freude, die einst für Kinder gedacht war, wird seit Jahren auch erwachsenen Kunden zuteil.

Kontakt & Marktzeiten:
Sultan Feinkost
Hornsche Straße 132, 32756 Detmold
Telefon: 0175 4501912

Wochenmärkte:
Oelde: dienstags und freitags von 7 Uhr bis 12.30 Uhr; Beckum: mittwochs und samstags von 7 Uhr bis 14 Uhr (Sommerzeiten); Herzebrock: freitags von 7 bis 12.30 Uhr.

Text und Bilder: Conny Kingma


Zum Beruf gehört das Lächeln

Ursula Born ist seit 15 Jahren mit ihrem Stand auf dem Rietberger Wochenmarkt vertreten. Sie bietet unter anderem Eier von eigenen Hühnern an. Es ist 9 Uhr morgens, als sie in ihrem Arbeitszimmer neben der Küche im Erdgeschoss des Bauernhofs Born in Rietberg steht. Zu diesem Zeitpunkt ist ihr Tag bereits in vollem Gange. Um 5.30 Uhr ist die Nacht für die 55-Jährige zu Ende, wenn sie freitags die Erzeugnisse des Hofs an ihrem Stand auf dem Rietberger Wochenmarkt neben der Südtorschule anbietet. Ursula Born sortiert mithilfe einer Maschine die Eier des heutigen Tages, die sie später verkaufen möchte.

„Grundsätzlich verkaufen sich die Eier sehr gut. Zur Osterzeit steigt die Nachfrage, mit dem Unterschied, dass in dieser Zeit mehr weiße Exemplare verkauft werden“, berichtet die Landwirtin. „Viele wollen die Eier dann auch färben, was auf der weißen Schale selbstverständlich besser funktioniert.“ Darüber hinaus verkauft sie zur Osterzeit auch selbst farbige Eier. Die allerdings sind hinzugekauft. Grundsätzlich stammen die Eier von den eigenen Hühnern des Hofes, die teils in Freiland- und teils in Bodenhaltung leben.

An diesem Morgen hat Ursula Born bereits mit ihrem Mann Martin alles aufgesammelt, was die Hennen aus dem Hühnermobil täglich legen. Das Hühnermobil ist ein Bestandteil des Freilandhaltungskonzepts: Der vom Ehepaar Born selbst gebaute bewegbare Stall ist mit Zeitschaltuhren versehen. Jeden Morgen um 11 Uhr öffnen sich die Klappen des mobilen Baus. „Dann gehen die Hühner die Leiter runter“, erklärt die Marktbeschickerin. Die Hennen können nun den Tag im Freien verbringen.

Mittlerweile ist es 10 Uhr, alle Eier sind gewogen. Während Ursula Born einige der soeben gewogenen Freilandeier in Ein-Kilogramm-Pakete – es sind gemischte Packungen, die alle Größen enthalten – sortiert, blickt sie auf ihren beruflichen Weg. Seit 15 Jahren steht die Landwirtin, die einst eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau in einer Buchhandlung absolviert hat, jeden Freitag auf dem Rietberger Wochenmarkt. „Direkt nach meiner Ausbildung bin ich in den Lebensmittelbereich gewechselt“, erinnert sie sich. Die Arbeit mit Nahrungsmitteln hat sie fortan begleitet. Als sie ihren Mann kennengelernt hat, war endgültig klar, dass sie einen Marktstand betreiben wollte. „Das Marktgeschehen liegt in der Familie. Mein Mann und auch damals noch mein Schwiegervater sind lange zum Wochenmarkt nach Dortmund gefahren, um unsere Produkte zu verkaufen,“ sagt Ursula Born. Sie betreibt den Wagen auf dem Rietberger Wochenmarkt seit Anbeginn in Eigenregie. „Manchmal unterstützen mich aber auch meine Töchter“, sagt die Mutter zweier Kinder (22 und 28). „Die können den Stand auch selbstständig schmeißen.“

Um einen reibungslosen Aufbau des Marktstands zu gewährleisten, beginnt das Ehepaar Born gegen 10.30 Uhr damit, den Transporter mit Waren zu beladen. Die Eier, die eben noch so schön verpackt worden sind, kommen zum Schluss. Zuerst werden säckeweise Kartoffeln, mehrere Kisten Zwiebeln sowie andere regionale Erzeugnisse wie Nudeln, Honig oder Marmelade sicher verstaut. Gegen kurz nach 11 Uhr sind die Waren des Hof Borns verladen und bereit für den Markttag. Zwei Stunden später sind die Aufbauarbeiten des Stands neben der Südtorschule in vollem Gange. In der Zwischenzeit hat sich Ursula Born zu Hause um den Haushalt gekümmert und ihr Geschäftshäuschen neben der Hofeinfahrt verwaltet. In dem Häuschen, das in der Coronazeit entstanden ist, steht rund um die Uhr das gleiche Warenangebot wie auf dem Markt zum Verkauf. 

„Einen Marktstand zu betreiben, das muss man wirklich wollen“, stellt Ursula Born klar. „Man braucht einen gewissen Charakter. Man muss immer aufgeschlossen sein, sonst kommen die Leute nicht wieder.“

Nach vier Stunden Verkaufszeit wird Martin Born gegen 18 Uhr wieder zum Markt kommen, um gemeinsam mit seiner Frau den Stand abzubauen. „Das alles ist auf eine Weise mehr als ein Beruf. Es ist eher eine Berufung“, sagt Ursula Born und lächelt zufrieden.

Hof Born
Martin und Ursula Born
Druffeler Straße 129, 33397 Rietberg
Telefon: 0160 98326019
E-Mail: born.ursula@googlemail.com

Markt- und Öffnungszeiten:
Wochenmarkt Rietberg: freitags 14 - 18 Uhr
Öffnungszeiten Hoflädchen: rund um die Uhr Selbstbedienung auf Vertrauensbasis.

Text und Fotos: Norwin Witte


Ohne Chili und Limette läuft hier nichts

Mit dem Streetfood-Angebot Limes and Chilis ist Patrick Schweigart seit Februar neu auf dem Oelder Markt. Sich zu etablieren ist eine Herausforderung. Und der 31-jährige Koch liebt Herausforderungen. Ab Februar hat er ein halbes Jahr lang dienstags und freitags ausprobiert, mit welchen Gerichten er den Geschmack der Marktbesucher trifft. Nicht nur mit dem Mittagstisch hat er experimentiert, auch mit den Portionsgrößen und Preisen. „Das war eine anstrengende, aber interessante Zeit“, sagt er.

Mittlerweile hat der Oelder seine Richtung gefunden und mehrere Gerichte fest ins Programm genommen. Raum zum Experimentieren bleibt, indem er zusätzlich wechselnde Tagesgerichte passend zur Jahreszeit anbietet. Patrick Schweigart lässt sich gerne von der asiatischen, südamerikanischen und indischen Küche inspirieren, in der Limette und Chili oft gemeinsam verwendet werden. Dort findet auch die Idee des Firmennamens seinen Ursprung. Auf seinem kleinen weißen Verkaufswagen klebt das Logo „Limes and Chilis - Streetfood“.

Für ihn steckt in dem Logo eine tiefgründige Bedeutung. „Ich wollte, dass der Name erklärt, was ich in den nächsten Jahren hier vorhabe.“ Er möchte sich weiterhin kulinarisch von anderen Ländern inspirieren lassen und immer wieder etwas Neues ausprobieren. „Ich bin spontan. Vieles entwickelt sich.“ Limette und Chili sollen dabei immer eine Rolle spielen. „Es sind Gegensätze: sauer und scharf, grün und rot, die sich gut kombinieren lassen.“ Und das können alle bei ihm erfahren, ob Veganer oder Fleischliebhaber.

„Scharf oder nicht so scharf?“, lautet eine der Standardfragen, die Patrick Schweigart seinen Kunden aus dem mit Chilischoten dekorierten Wagen heraus stellt. Denn die Schärfe lässt sich variieren mit der westfälischen Chilisoße Topachi, dessen genaue Rezeptur sein Geheimnis ist. Die Chilipflanzen, die er dazu braucht, pflanzt sein Freund Tobias Brüggenthies aus Diestedde an. Ein Herzensprojekt der beiden, die wie die Chili mit ihren ersten beiden Buchstaben im Vornamen Namensgeber der Soße sind. „Wir wollten einen dreisilbrigen Wortklang ähnlich wie Tobasco“, erklärt Schweigart.

Um ein Geschäft zu etablieren braucht es viel Durchhaltevermögen und Kreativität. Das hat er mehr als einmal erfahren. Erste Marktluft aus einem Stand heraus hat der Koch bereits vor knapp zehn Jahren als damaliger Mitarbeiter des Sünninghausener Caterer Kampmann geschnuppert. Später kam die erste Selbstständigkeit als Mietkoch Pasch, worauf die Aufschrift auf seiner Jacke noch hindeutet. Mit Corona kam für viele vieles anders und auch er hatte sich den eingeschränkten Gegebenheiten angepasst, Suppen eingekocht und unter dem Namen Suppenregal verkauft. Nun hat er sich als Marktbeschicker etabliert.

Seine ersten Streetfood-Erfahrungen auf dem Markt schildert er so: „Wenn man neu ist, wird man erst einmal komplett übersehen. Auf dem Markt gehen die Leute ihre Wege.“ Zuerst kamen Freunde und Familie, dann hat es sich herumgesprochen. Das Experimentieren mit den Gerichten war für Schweigart spannend. Ein paar Wochen standen etwa Spinatknödel mit Käsesoße auf dem Programm, bis sich herausstellte: Das lockt nicht das Gros der Besucher. „Einerseits habe ich mit neuen Gerichten Kunden gewonnen, andererseits verloren, wenn ich sie wieder herausgenommen habe. Es war ein Auf und Ab.“ Nun weiß er, dass sein Feuertopf, Burger und das vegane Kicher Tikka Masala mit Kichererbsen am besten ankommen.

Thomas Schojohann bestellt an diesem Mittag einen Pulled Pork Burger. „Ich esse gerne hier. Die Qualität ist gut“, sagt der Oelder. Auf gute und frische Zutaten legt der junge Marktbeschicker auch großen Wert. Zum Bezahlen hält Schojohann sein Handy vor einen QR-Code. Die Abwicklung läuft über PayPal. „Besonders die jüngeren Kunden nutzen diese Zahlungsmöglichkeit“, sagt Schweigart. Er fühlt sich mit seinem Streetfood-Angebot nun angekommen auf dem Oelder Markt. „Ich habe eine innere Ruhe entwickelt.“

Als Ein-Mann-Betrieb plant er alles so, dass er es alleine schaffen kann. Dazu soll bald auch gehören, dass er das Kicher Tikka Masala und den Feuertopf als haltbares Gericht in Gläsern verkauft. So ganz kommt er eben nicht weg von seiner Corona-Erfindung des Suppenregals. Schweigart vereint seine Erfahrung und bleibt dabei offen für Neues. Seit Kurzem bietet er donnerstags im Oelder Industriegebiet Am Landhagen auch Mittagsgerichte an. Das Experimentieren wird wohl immer eine Leidenschaft des Kochs bleiben.

Streetfood „Limes and Chilis“
Patrick Schweigart, 59302 Oelde
E-Mail: info@limes-and-chilis.de
Internet: www.limes-and-chilis.de

Öffnungszeiten:
Der 31-Jährige steht dienstags und freitags von 10 bis 13 Uhr auf dem Wochenmarkt in Oelde, donnerstags von 11 bis 13 Uhr am Landhagen 56 a in Oelde sowie samstags von 10 bis 14 Uhr auf dem Wochenmarkt in Gütersloh am Berliner Platz. Zudem ist er für größere Veranstaltungen buchbar.

Text und Fotos: Conny Kingma